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IM INTERVIEW MIT JUNG-DESIGNERIN CAROLINE GLORIA VITZTHUM

Mode ist Mode und ist doch niemals nur Mode. Vielmehr fungieren Kleidungsstücke als Ausdruck der individuellen Persönlichkeit sowie der täglichen Stimmungslage. Zumindest, wenn es um die fantastischen Kollektionen von Jung-Designerin
Caroline Gloria Vitzthum geht.

Die 21-Jährige Modedesignerin hat erreicht, wovon viele Jung-Designer noch träumen. Am 8. September 2015 wurde sie zur Gewinnerin des „Austrian Fashion Talent Award“ des DIVA Magazins gekürt und wird seither hoch in der österreichischen Modebranche gehandelt. Bereits zum zweiten Mal machten sich das Modemagazin Diva in Zusammenarbeit mit McArthurGlen Designer Outlet Parndorf auf die Suche nach dem talentiertesten Modenachwuchs Österreichs. „Die Förderung österreichischer Designer liegt uns stets am Herzen. Daher bereitet es uns Freude, wenn wir junge Talente unterstützen können“, berichtet Mario Schwann, Center Manager des McArthurGlen Designer Outlet Parndorf. Im Rahmen der Nachwuchsinitiative „DIVA Fashion Talents“ erhielten AbsolventInnen der Modeschulen Hetzendorf und Hallein sowie der Universität für angewandte Kunst die Möglichkeit, ihre Kreationen über die Instagram-Kampagne #austrianfashiontalents einzureichen. Wie bei vielen aktuellen Wettbewerben bestimmte die Anzahl der User-Likes über den Sieg. Caroline Gloria Vitzthum gelang es hierbei, sowohl die Jury als auch das breite Publikum mit ihrer Kollektion zu begeistern.

Ausruhen möchte sich die sichtlich geehrte Modeschülerin jedoch nicht auf dieser Auszeichnung. Fleiß, Disziplin und Bodenständigkeit zeichnen ihren Charakter aus und verleihen ihr das besondere Maß an Stärke und Kreativität, die diese Branche fordert. Zwar verhilft ein solcher Preis sicherlich zu Bekanntheit auf einem weitläufigen Terrain, doch viel wichtiger ist die Bestätigung des Talents durch eine solche Anerkennung. Davon ist auch Caroline Gloria Vitzthum überzeugt, sieht jedoch neben Talent eine Portion Glück wie auch Schicksal als wichtige Aspekte ihres Erfolgs. Mittlerweile besucht die ideenreiche Jung-Designerin die Meisterklasse für Haute Couture an der Herbststraße, wo sie sich durch Verfeinerung ihrer Fähigkeiten auf den späteren Werdegang als Modedesignerin vorbereitet. Geduld wie auch das Experimentieren mit neuen Materialien oder Schnitten übten von Beginn an einen großen Reiz auf sie aus. So konnte sie sich, über die Jahre hinweg, neben den einzelnen Fertigkeiten sowohl den Mut als auch das Vertrauen in sich selbst aneignen, um ihre Kleidungsstücke zu etwas Besonderem zu machen – zu einem Teil von sich selbst. Denn Mode ist in ihren Augen keinesfalls nur Mode, sondern vielmehr als eine Art Kunst zu betrachten, die allerlei Faktoren in sich aufnimmt, um sie nach außen zu präsentieren. Dieses Ziel zu erreichen fordert neben Geschick und Talent vor allem eines: Zeit. Und diese nimmt sich Caroline Gloria Vitzthum für jedes ihrer Kleidungsstücke. Vom gedanklichen Entwurf bis zum schlussendlichen Resultat gibt sie jedem Stück ihrer Kollektion die Zeit, die es braucht, um sich zu dem entwickeln zu können, was der ursprünglichen Vorstellung entsprungen ist. Dabei spielen Ästhetik wie auch Zeitlosigkeit eine wichtige Rolle. Denn dem Massenkonsum der Mode wie auch deren Schnelllebigkeit durch das konstante Ersetzen von Trends stellt sich die Jungdesignerin konsequent entgegen. Nicht zuletzt ein wichtiger Faktor, warum ihre Kollektionen auf so verzaubernde, fantasievolle und bewegende Weise auf den Betrachter einwirken.

Nordic Frost ist der Titel ihrer ersten Abschlusskollektion. In dieser schwingen vor allem ihre Faszination für das raue Klima des Nordens sowie der weiten Landschaften und der respektvolle Umgang mit der Natur mit. Gerade in einer von Schnelllebigkeit und Stress geprägten Zeit ist es die Ruhe, die den Menschen anspricht und zum Träumen verleitet. Genau diese Aufgabe, dieses Ziel erfüllt die Kollektion in gekonnter Form. Der Entwurf war daher laut Designerin eine äußerst persönliche Angelegenheit. Auch die Wahl der Materialien sollte es der skandinavischen Vorstellung gleich tun und natürlich wie auch beruhigend sein. Aus diesem Grund kamen einzig reine, unbehandelte Naturfaserstoffe zum Einsatz. Die Farbwahl, wie es sich erahnen lässt, beschränkt sich dabei völlig auf die Farbe Weiß. Durch diese Wahl möchte Caroline Gloria Vitzthum vor Augen führen, wieviel Einfluss und Varietät unterschiedliche Materialien besitzen können. Schlichte und körperferne Schnitte sollen dabei rein die Wirkung unterstützen anstatt davon abzulenken. Ihre Pläne und Wünsche hält die 21-Jährige ebenfalls bodenständig. Kooperationen sowie die Möglichkeit, bislang Unausgesprochenes, jedoch häufig Gedachtes auszusprechen sowie Kontakte in der internationalen Modebranche zu knüpfen, zählen zu ihren persönlichen Zielen. Caroline Gloria Vitzthum ist meiner Meinung nach nicht nur eine mit Talent gesegnete Jungdesignerin, sondern ebenso eine Visionärin im Chaos der Modelandschaft, die ihren Weg nach oben sicherlich finden wird. Natürlich freut es uns sehr, dass die talentierte Jungdesignerin im Interview mit SCHiCK-Magazin einige Einblicke in ihr Schaffen sowie ihre persönlichen Wünsche und Eindrücke gewährt.

SCHiCK IM INTERVIEW MIT
Caroline Gloria Vitzthum

SCHiCK: Wann stand für dich der Entschluss fest, den Schritt in die Modebranche setzen zu wollen?
Caroline Gloria Vitzthum: Als ich das Bedürfnis zu empfinden begann, meine Vorstellungen in etwas Greifbares umzusetzen. Von klein auf bin ich ein eher introvertierter Mensch, der gerne für sich ist, sich äußerst viele Gedanken macht und sich liebend gerne Geschichten im Kopf ausmalt. Ich kam jedoch zu dem Punkt, an dem ich gewillt war, meine Empfindungen zu teilen. Dinge, die ich als schön empfand, wollte ich nicht mehr ausschließlich für mich als existent wissen, ich wollte sie für Außenstehende sichtbar machen. Seitdem versuche ich tagtäglich Bilder, die sich in Form vager Silhouetten in meinem Kopf bewegen, textil umzusetzen und somit zugänglich zu machen. Gewiss, dieses Bedürfnis kann man durch vielerlei künstlerische Tätigkeiten stillen. Mode habe ich wohl aus zweierlei Gründen gewählt: zum einen beschäftige ich mich leidenschaftlich gerne handwerklich und bringe dafür sehr viel Geduld und Sorgfalt auf. Zum anderen fasziniert es mich schon seit langer Zeit, wie sehr Mode beeinflussen, gar manipulieren kann. Mode nicht nur als schmückendes, schützendes Element zu betrachten – vielmehr Mode als mögliches Ausdrucksmittel, um Botschaften und Gedanken zu senden.

SCHiCK: Welche Personen oder auch Persönlichkeiten haben dich zu dieser Entscheidung inspiriert?
Caroline Gloria Vitzthum: Konkrete Personen oder Persönlichkeiten, welche mich zu dieser Entscheidung gebracht haben, gibt es nicht. Es ist wohl einfach der persönliche Wunsch und Wille, meine Empfindungen mit anderen Menschen zu teilen.

SCHiCK: Gratulation, du bist die glückliche Gewinnerin des begehrten Austrian Fashion Talent Award 2015 und giltst nun als Nachwuchshoffnung der österreichischen Modebranche. Welche persönliche Bedeutung hat diese Auszeichnung für dich?
Caroline Gloria Vitzthum: Ich freue mich ganz besonders über die Auszeichnung, da es für mich ein Zeichen ist, dass meine Mühe und Sorgfalt, welche ich tagtäglich in meine Arbeit stecke, anerkannt und geschätzt werden. Ich werde auch in Zukunft versuchen, stets mein Bestes zu geben und mit größtem Engagement und Einsatz meine Arbeiten und Projekte entwickeln.

SCHiCK: Siehst du diese Auszeichnung als ein Sprungbrett für deine Karriere als Nachwuchs-Designerin?
Caroline Gloria Vitzthum: Es ist wirklich schön, dass es derartige Preise und Auszeichnungen gibt, da sie jungen Modeschaffenden Mut und, wie in meinem Fall, Bestätigung geben können. Jedoch bin ich der Überzeugung, dass man sich in keiner Weise darauf ausruhen sollte. Nur mit Fleiß, Ausdauer und der Überzeugung seiner selbst kann man viel erreichen. Kann, muss aber nicht – denn eine Portion Glück und ein großzügig gestimmtes Schicksal tragen auch einen wesentlichen Teil dazu bei.

SCHiCK: Du hast ein zweijähriges Kolleg an der Mode- und Kunstschule Herbststraße in Wien absolviert. Welche sind die größten und wichtigsten Erfahrungen, die du aus dieser Zeit mitnimmst?
Caroline Gloria Vitzthum: Neben fachlichen Kompetenzen und Fertigkeiten, welche ich mir in jener Zeit aneignen konnte, gehört die Persönlichkeitsbildung auch dazu. Eine eigene Handschrift zu entwickeln und diese auch positiv nach außen hin vermitteln zu können. Einen Weg zu finden, seinen Charakter in die eigenen Arbeiten fließen zu lassen und exakt das zu vermitteln, was man im Kopf zu empfinden vermag. Dies ist ein Bereich, den ich während meiner Ausbildungszeit an der Herbststraße entwickeln und ausbauen konnte.

SCHiCK: Plissees sind seit Jahrtausenden ein wichtiger Designaspekt des Mode- und Interior-Designs. Du hast erwähnt, dass dein Praktikum in einer Plissier-Werkstatt aufgrund der großen Sorgfalt und Hingabe deiner persönlichen Arbeitsweise entspricht. Welche sind die besonderen Schwierigkeiten, die diese Tätigkeit mit sich bringen?
Caroline Gloria Vitzthum: Ich bevorzuge das Wort Herausforderung – Schwierigkeit ist nicht immer positiv besetzt. Nun, die besonderen Herausforderungen meiner Meinung nach wären Einfallsreichtum und Geduld. Einfallsreichtum in dem Sinn, dass man Mut zu etwas Neuem beweisen sollte. Klassische Plissees sind wunderschön, doch wahrlich interessant wird es, sobald man mit außergewöhnlichen Materialien und wahnsinnigen Ideen zu experimentieren beginnt. Geduld benötigt man sicherlich ausreichend, da diese, wenn man eine qualitativ hochwertige Verarbeitung und somit ein zufriedenstellendes Endprodukt wünscht, äußerst strapaziert werden kann.

SCHiCK: Die Kollektionen vieler Designer haben einen eindeutigen Wiedererkennungswert. Was würdest du als das besondere Merkmal deiner Arbeiten bezeichnen?
Caroline Gloria Vitzthum: Nicht jedermann weiß es höchstwahrscheinlich zu erkennen, aber jedes von mir angefertigte Kleidungsstück enthält einen Teil meiner selbst. Bei der Entwicklung und Fertigung eines Kleidungsstückes versuche ich, ihm so viel Zeit zu geben, wie es benötigt. Ein Kleidungsstück entwickelt und reift mit der Zeit, in der man sich mit ihm beschäftigt. Es ist unbeschreiblich schön mitzuverfolgen, wie sich ein Modell von einer schemenhaften Vorstellung im Kopf, durch den Einfluss diverser Sichtweisen und Gemütszuständen meiner selbst, zu etwas Existentem entwickelt. Bis es zu einem für mich zufriedenstellenden Ergebnis kommt, bedarf es sehr vieler unterschiedlicher Gedankengänge und die Möglichkeit des freien Experimentierens.

SCHiCK: Worauf legst du bei der Entwicklung einer neuen Kollektion dein Hauptaugenmerk, und welche Zielgruppe möchtest du mit deinen Kreationen erreichen?
Caroline Gloria Vitzthum: Besonderen Wert lege ich auf die gesamtheitliche Ästhetik, die eine Kollektion transportiert. Eine Kollektion sollte ein stimmiges Gesamtbild erzeugen. Bei der Entwicklung einer neuen Kollektion versuche ich, Mode nicht nur als Mode zu sehen. Mode ist viel mehr – Mode ist, meiner Empfindung nach, Kunst. Die Kunst besteht darin, allerart Faktoren, seien es künstlerische oder nicht-künstlerische, in die Arbeit und Entwicklung mit einfließen zu lassen. Mode nicht nur als abgegrenzten Bereich zu betrachten – Mode vielmehr als Ausdrucksmöglichkeit, als Sprachrohr zu behandeln. Erreichen möchte ich eben jene Menschen, die dies zu erkennen und zu wertschätzen verstehen. Personen, für die ein Kleidungsstück mehr ist, als lediglich eine schmückende Schale. Personen, die den Hintergrund einer bewusst gewählten Silhouette erkennen. Personen, die den Einsatz gewisser Materialien und Farben zu begreifen wissen. Personen, die ein Kleidungsstück mit Respekt behandeln und mit Freude ausführen.

SCHiCK: Inzwischen besuchst du die Meisterklasse für Haute Couture an der Herbststraße. Ist dies der Bereich, in dem du dich als Designerin schlussendlich etablieren möchtest?
Caroline Gloria Vitzthum: Eines steht für mich bereits seit Anbeginn meiner Ausbildung fest: ich werde den Gedanken, Mode zu konsumieren, nicht unterstützen. In meinen Augen ist es wahnwitzig, 4-6 Kollektionen im Jahr produzieren zu müssen. Massen abzufertigen und zufriedenzustellen. Mode scheint sich immer schneller zu bewegen, immer schneller an Aktualität zu verlieren und immer schneller durch Neues ersetzt zu werden. Eine Kollektion braucht, wie eben erwähnt, Zeit. Zeit sich zu entwickeln, Zeit zu dem zu werden, das schlussendlich präsentiert wird. Mode sollte kein Ablaufdatum besitzen. Eine zeitlose Ästhetik, unabhängig von aktuellen Einflüssen und Trends, sollte entstehen. Mode sollte einen Kontrast zu der ohnehin viel zu schnelllebigen und turbulenten Zeit bilden.

SCHiCK: Deine Zukunftspläne klingen ebenso spannend. Ein Umzug nach Paris steht an. Laut Gerda Buxbaum, langjährige Direktorin der Modeschule Hetzendorf, war Wien selbst nie eine Modemetropole. Bist du ebenfalls dieser Meinung?
Caroline Gloria Vitzthum: Man kann auf jeden Fall eine Entwicklung in die genannte Richtung verspüren. Jedoch steht für mich der Umzug ins Ausland schon lange fest. Ich möchte von vielerlei Personen gelehrt, begleitet und unterstützt werden. Reichliche Einflüsse und Interpretationsweisen zu spüren bekommen. Zudem reizt Paris als Geburtsort der Haute Couture, der Eleganz und der Stilhaftigkeit.

SCHiCK: Immer mehr Designer entschließen sich, den Weg ins Ausland zu suchen. Woran könnte das deiner Meinung nach liegen?
Caroline Gloria Vitzthum: Wenn sich einem die Möglichkeit bietet, ins Ausland zu gehen, sollte man dies auf jeden Fall in Anspruch nehmen. Nicht nur dem Erlernen einer weiteren Sprache, dem Entdecken andersartiger Kulturen und dem Knüpfen vieler neuer Kontakte wegen. Die Arbeitseinstellung und –weise, die Art Dinge und Einflüsse zu interpretieren und zu verwerten, ist vielerorts unterschiedlich. Oftmals kann es einem selbst helfen, bisher nicht erkannte Fähigkeiten und Talente zu entdecken und hilfreich einzusetzen.

SCHiCK: Welche Ziele hast du dir für deine Karriere gesetzt?
Caroline Gloria Vitzthum: In meinem Kopf sind wahrlich große Ziele und Wünsche vorhanden. Jedoch bin ich ein sehr dankbarer und zufriedener Mensch. Ich würde mich äußerst glücklich schätzen, wenn auch nur ein Bruchteil meiner Hoffnungen in Erfüllung gehen würde. Es wäre großartig, wenn ich die Möglichkeit erhalten würde, noch sehr viel Neues zu erlernen und meine bisherigen Fähigkeiten festigen zu können. Interessante, in jeglichen künstlerischen Bereichen tätige Menschen kennen zu lernen, etwaige Kooperationen durchzuführen und Einblick in unterschiedliche kulturelle Gepflogenheiten zu erhalten. Unsagbar schön wäre es, mein Leben lang im künstlerisch-modischen Bereich tätig sein zu dürfen und dies stets mit der Begeisterung zu tun, die ich im Moment empfinde. Mit meinen Arbeiten Menschen anzusprechen, Interesse zu wecken und in vielerlei Köpfen Gedachtes auszusprechen oder Gedankengänge auszulösen. Es gibt für mich wahrlich nichts Schöneres, und ich hoffe zutiefst, dass ich die an meiner Arbeit empfundene Freude niemals verlieren werde.

Aktuell arbeitet die talentierte Jung-Designerin an ihrer ersten Haute Couture-Kollektion, bei der die Schnittentwicklung im Vordergrund steht. Komplexe – konfuse, teils wirre Silhouetten bilden dabei das Hauptaugenmerk der Kollektion. Sehr hochwertige Materialien spielen natürlich auch wieder eine wesentliche Rolle. Weiter verrät Caroline Gloria Vitzthum, dass sie zudem an einem Kurzfilmprojekt teilnimmt und dort den Kostümbereich übernimmt, der durch den filmischen Kontext geprägt sein wird. Es bleibt daher weiterhin spannend.

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