Nelly kam, sah, rappte, brach Herzen und eilte davon
Es ist Wochenende und fast 2 Uhr morgens, der Rap-Gott der 90er, Cornell Iral Haynes Jr. aka Nelly bringt, das bis oben hin vollgefüllte Wiener Bollwerk mit seiner HipHop-Gruppe St. Lunatics im Rahmen seiner „The FIX“ Tour zum Beben. Kreischende junge Mädls, motivierte männliche Tanzkanonen und schwer zu bändigende Fans, die den Securitys entwischen, sind nur ein Teil des Nelly-Schauspiels. SCHiCK hat sich ins Getümmel geworfen, um Erinnerungen an eine grandiose Musikära wieder aufleben zu lassen.
Aufgestylt, motiviert und aufgeregt öffnen sich für uns um ca. 21:00 Uhr Ortszeit die Tore zum allseits bekannten Bollwerk. Was wir nicht wussten, dass uns noch ca. fünf Stunden Wartezeit mit unserer One way-Karte bevorsteht. Wozu den Club verlassen, wenn es doch alles hat, was das Party-Herz begehrt. Eine Pizza-Lounge, 3 Dancefloors (Soul, Dance, Hüttengaudi Musik) und Bars, soweit das Auge reicht. Da bleibt Gast nichts anderes übrig, als sich dem Druck hinzugeben und eine Pizza zu verdrücken oder ein, zwei, drei, zehn.. Getränke, um sich die Zeit totzuschlagen. Die Auftrittsprognose lautet, dass der amerikanische Superstar um ein Uhr die Bühne einweihen wird. Bis es soweit ist, darf man sich unter anderem an Musik von Princetime Dj Halim im Hauptfloor oder Dj Sam the Kid im Soul Club erfreuen. Ob smoothe R´n´B Töne oder rhythmische Dancefloor Beats, für jeden Geschmack scheint es die richtige Musik zu geben.
Die Stimmung spitzt sich zu, um Mitternacht versuchen schon die ersten Fans, ihren perfekten Platz für die kommende Show zu ergattern. Endlich ist es soweit, der hochgelegene DJ Pult verwandelt sich in ein Lichtspektakel der Sonderklasse. Passend zu den Tönen fühlt sich Gast wie in eine fremde Welt hineingezogen, was auch vielleicht mit dem Alkohol oder den langen Stehzeiten in Verbindung stehen könnte. Vier Mädchen aus dem Publikum entwischen den Securitys und legen eine Tanzshow ab, die kurzzeitig einige Lacher zur Folge hat, denn die Aufpasser sind sofort zur Stelle und begleiten diese, wie in einer Komödie, wieder zu ihren Plätzen. Danach folgen noch einige andere Stars in spe, die allesamt die aufgeheizte Stimmung abkühlen.
45 Minuten nach der kleinen Lichtershow betritt Nelly endlich das Rampenlicht. Eine kleine Bühne trennt den Superstar von den scheinbar tausenden, meist weiblichen Händen. Ein muskulöser, etwas reifer wirkender Nelly mit dem gewohnten Bling-Bling, den wir schon aus seinen Videos kennen, legt ohne Einleitung los. Begleitet wird er von seinen zwei St. Lunatics : Ali Jones und Lavell Webb ( City Spud). St. Lunatics for life scheint der Gruppe ins Blut übergegangen zu sein, denn riesengroß steht der Name auf dem Arm von Ali. Werbung in eigener Sache darf natürlich nicht fehlen, denn Nelly’s Label Derrty Entertainment ziert cool sein weißes Shirt.
Wer schon einmal ein Konzert in einem Club besucht hat, wird sich den Komplikationen bewusst sein, die sich einem dort entgegenstellen. Überall verschwitzte Menschen, der Protagonist ist nicht richtig zu hören, und die Boxen sind zu überlaut eingestellt, nur um einige Punkte zu nennen. Trotzdem stellt Nelly seine zwei Rap-Buddies der tobenden Menge vor und versucht, wenn auch teilweise von der Musik übertönt, sein Bestes zu geben. Bei „Dilemma“ wird die Musik eher von Publikumsgeschrei ersetzt, und spätestens da ist Frau hin und weg von seinem Lächeln, denn er kann seine Freude über das Mitgesinge nicht verbergen. Immer wieder geht der Star zum Publikum, greift nach den ausgestreckten Händen und versucht, in die Kamera zu blicken für eventuelle Selfies. Bei einem seiner Tracks, das von Selfies handelt, wird gleich mal das Handy eines Fans geschnappt und abwechselnd von jedem in der Gruppe gefilmt. Bei „Hot in Herre“ blitzt plötzlich kurzzeitig sein allseits bekannter Sixpack auf. „Ride wit me“ lässt alle Herzen dahinschmelzen, „Hey Porsche“ die Hüften kreisen und Rihannas „Work, work, work“ hinterlässt fragende Gesichter. Nach ca. 40 Minuten tanzen, wackeln und schmachten war er dann auch schon weg, unser Mr. Derrty Mo. Doch war alles „Just a Dream“? Wohl kaum, denn dieses Lied wurde ausgelassen, was auch vielleicht seine Vorteile hatte, da ihn sowieso niemand hätte singen hören können und es unpassend zum Clubfeeling gewesen wäre.
Somit neigt sich ein anstrengender Abend dem Ende zu, was bleibt, ist das Gefühl, einmal dem Star meiner Schulzeit ganz nah gewesen zu sein, bei Dilemma seine Hand gehalten und ein halbes Selfie geschossen zu haben. Wer den charmanten Rapper hier in Wien verpasst hat, kann ihm auf seiner „The FIX“-Tour nachfahren und ihn noch erwischen, bevor er wieder in den Staaten verschwindet.
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