Daniel Glattauers „Vier Stern Stunden“, am vergangenen Donnerstag (13.9.) in den Kammerspielen der Josefstadt uraufgeführt, liefert einen humorvollen wie kritischen Einblick in den Betrieb eines in die Jahre gekommenen Kur-& Kulturhotels und ist ebenso Schauplatz der Eitelkeiten eines Starautors und einer Kulturredakteurin, wie auch ein Ort der Wehmut und der Hoffnung.
„Verlassen zu werden ist übler als entlassen zu werden.“ Wer das sagt?
Die Sprache. ‚Ver‘ ist immer übler als ‚Ent‘.
Entgiften – die Rettung. Vergiften – der Tod.
Zugegeben, die Erwartungen waren hoch. Immerhin freut man sich auf einen neuen Glattauer ebenso wie auf einen neuen Kehlmann.
In Daniel Glattauers „Vier Stern Stunden“, die am Donnerstag in 90 pausenlosen Minuten in den Wiener Kammerspielen der Josefstadt uraufgeführt wurden, treffen ein nicht altern wollender Starautor, eine etwas zu engagierte Kulturjournalistin, eine Romantikmüde Bloggerin und ein kulturgeschundener Hotelerbe in einem schäbigen Ku(ltu)rhotel zusammen.
Im Hotelbetrieb der Reichenshoffers steht Kultur seit vielen Generationen an oberster Stelle. Die ehemalige Vier-Stern-Herberge des verstaubten Kurortes kann heute nur noch mit Besuchen diverser Prominenter auftrumpfen. Das leidige Kulturerbe wurde dem Lederhosentragenden Juniorchef vom Geist seiner Ahnen aufgelastet. Viel junges Blut bekommt er hier nicht zu sehen. Innerlich hochfrustriert und nach außen hin stets mit einem Grinsen im Gesicht meistert David-Christian Reichenhoffer (Dominic Oley) seine Aufgabe doch eher schlecht als recht, sitzt lieber Popcornfressend vorm Fernseher und sieht sich Fußballspiele an. In seiner komischen Verzweiflung erinnert er so manches Mal an Motel-Besitzer Norman Bates in Lederhosen und auf Drogen.
Sein aktueller Stargast ist Erfolgsautor Frederic Trömerbusch (fantastisches Spiel von August Zirner), der sich lieber mit seiner jungen Geliebten, der Bloggerin Lisa (Martina Ebm), im Hotelzimmer vergnügen würde, als sich den langweiligen Fragen der höchst belesenen Kulturjournalistin Mariella Brem (Top: Susa Meyer) zu stellen. Weil er die ewig gleichen Fragen seiner Anhänger leid ist und so und so schon alles niedergeschrieben hat was es zu sagen gibt. Wie ein Aal windet er sich und bezieht das Publikum amüsant in die ernüchternde Autoren-Sternstunde ein. Bis ihn ein Technikgebrechen vom Frage-Antwort-Spiel erlöst und er sich wieder den angenehmen Dingen des Lebens widmen kann.
Doch anstatt eines romantischen Schäferstündchens macht die im Hotelzimmer wartende Geliebte mit ihm Schluss. Nicht jedoch, ohne ihm zuvor noch in Burka und mit merkwürdig verstellter Stimme die Show zu stehlen.
Absehbar, dass der frustrierte Hotelerbe und die sexhungrige Bloggerin schließlich nackt in der Sauna landen, während Trömerbusch indes durch Zufall in Mariella seine alte „Spätjugend“-Liebe trifft.
Zugegeben, die Erwartungen waren wirklich hoch. Stellenweise wurden diese, Dank des hochrangig besetzten Quartetts auch durchaus erfüllt. Dennoch bleibt das Gefühl zurück, Regisseur Michael Kreihsl hätte so manche Längen durch mehr Tempo und weniger Klischees aufpeppen können. Dominic Oley und Martina Ebm können seltsamerweise nicht zu ihrer Höchstform auflaufen, auch wenn die Energie zwischen den beiden weit besser passt als die zwischen Ebm und Zirner.
Susa Meyer hingegen entwickelt sich in diesen 90 Minuten vom staubtrockenen Barbara-Rett-Abklatsch zur köstlich konternden Kulturliebhaberin mit Liebe zu Wein und älteren Erfolgsautoren. Zirner mimt den melancholisch-alkoholgetränkten Weltkünstler mit so herrlich subtiler Komik, dass man schreien möchte.
Die Vintage-Bühne von Josefstadt-Neuling Ece Anisoglu passt hier weit besser ins Bild als die übertrieben klischeehaften Kostüme von Birgit Hutter.
Fazit: Ein durchaus amüsanter Theaterabend, der trotz gewisser Längen und Klischees mit Wortwitz, Wehmut und einem tollen Ensemble überzeugt.
BESETZUNG
FREDERIC TRÖMERBUSCH – August Zirner
MARIELLA BREM – Susa Meyer
DAVID-CHRISTIAN REICHENSHOFFER– Dominic OLey
LISA– Martina Ebm
REGIE
Michael Kreihsl
BÜHNENBILD
Ece Anisoglu
KOSTÜME
Birgit Hutter
DRAMATURGIE
Silke Ofner
KAMMERSPIELE
Rotenturmstraße 20
1010 Wien
WEBSEITE: www.josefstadt.org
FACEBOOK: www.facebook.com/TheaterinderJosefstadt
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