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Bereits am 15. März ging die Premiere von Felix Mitterers Theater-im-Theater-Stück „In der Löwengrube“ unter der famosen Regie von Stephanie Mohr über die Bühne der Josefstadt. SCHiCK Redakteurin Hillevi Hofmann hat sich das Stück sechs Monate nach der Premiere angesehen und berichtet, warum die tragisch-komische Theaterposse so sehenswert ist. Bis 3. Februar 2019 steht das Erfolgsstück noch am Spielplan.

Satisfaktion eines Hochtalentierten auf Tirolerisch

In einer Löwengrube kann es ganz schön ungemütlich werden. Mehr noch, es kann einem das Leben kosten. Vor allem, wenn der Hausherr hungrig ist. Und dennoch wagt sich so manch Tollkühner in die Höhle des Löwen zurück, scheut keine Auseinandersetzung mit dem mörderischen Gegner, auch wenn ihn dieser Kopf und Vaterland kosten kann. 

Schlafende Löwen soll man bekanntlich nicht wecken. Außer man schreibt das Jahr 1938 und ist jüdischer Schauspieler am Theater in Wien. Das letzte Stück, das man gespielt hat: ein totales Fiasko mit Spielabbruch. Vielleicht kann man so nachvollziehen, warum ein Bühnenberufener zurück in die vielzitierte Löwengrube muss.

Aus Rache? Aus persönlicher Satisfaktion? Natürlich! Und aus Eitelkeit.

Die außergewöhnliche Geschichte eines jüdischen Vollblutschauspielers, der nach seinem Rauswurf am Theater in der Josefstadt als arischer Bergbauer in die Höhle der (Nazi)-Löwen zurückkehrt beruht auf der wahren Geschichte des österreichischen Schauspielers Leo Reuß und wurde passend zum 70. Geburtstag des Tiroler Dramatikers Felix Mitterer (6.2.1948) am 15. März diesen Jahres an die Josefstadt zurückgeholt. 

Zu seinem Bühnenjubiläum wird Schauspieler Arthur Kirsch (hervorragend: Florian Teichtmeister), wie er in Mitterers Stück heißt, als zu wenig „jüdelnder“ Shylock in Shakespears „Der Kaufmann von Venedig“ vom Publikum zerrissen und in der Folge aufgrund seiner nicht-arischen Herkunft vom Theater (und dessen nationalsozialistisch-masochistischen Mitspielern Strassky und Polacek) entlassen. Nicht jedoch, ohne zuvor auf menschenverachtendste Art und Weise die Bretter, die für ihn die Welt bedeuten, blitzblank zu schrubben.

Die Scheidung von seiner nicht-jüdischen Frau und Schauspielkollegin Helene (famos: Pauline Knof) beruht von Seiten Kirschs auf reiner Vernunft, einer muss ja schließlich das Geld für die gemeinsamen Kinder verdienen. Helene selbst kann gar nicht anders als spielen. Vor allem mit Männern. 

Kirsch soll indes mit den Kindern in die Schweiz fliehen. Zumindest so lange, bis sich die politische Situation wieder beruhigt (Sie erkennen die Absurdität darin?).

Ein Jahr später kehrt er jedoch als Ötztaler Bergbauer Höllrigl ans Theater zurück und ist plötzlich Liebling des bösen Nazi-Schergen Strassky (gewaltig große Töne spuckend: Alexander Absenger). Verkleidet als regimetreuer ur-Tiroler spielt er die Rolle seines Lebens. Doch seine Verkleidung bekommt schon bald Risse. Nicht nur Theaterdirektor Meisel (großartig nervös: Peter Scholz) erkennt in Höllrigl seinen vertriebenen Schauspieler Kirsch wieder, auch der weise Bühnenmeister Eder (Alexander Strobele), mit dem besonderen Gehör, erkennt seinen alten Vertrauten von Anfang an. Den Tell spielt Höllrigl mit solch einer Überzeugung, dass sogar Dr. Goebbels (beängstigend authentisch: Claudius von Stolzmann), der Verführer seiner Frau, auf ihn aufmerksam wird. Mit Goebbels Auszeichnung höchstpersönlich, in der er Höllrigl zum bedeutendsten und wichtigsten arischen Schauspieler ehrt, führt der Jude Kirsch die Rassenideologie der Nazis komplett ad absurdum und degradiert den Propagandaminister zur hinkenden Witzfigur. 

Höllrigl kann seine Doppelrolle letztendlich zwar mit dem gewünschten Rache-Effekt und der Genugtuung seines mittlerweile anerkannten Talents zu Ende spielen, liefert aber dennoch so manchen Kollegen mit Genuss ans Messer der Nazis. So auch seinen ehemaligen Schauspielkollegen Polacek (berührend tragisch: André Pohl), der nach seinem Rauswurf („er sähe zu jüdisch aus“) zum Alkoholiker mutiert und schließlich beinahe Höllrigls Verkleidung auffliegen lässt, was er mit seinem Leben bezahlt. Die talentierte Schauspielkollegin und Halbjüdin Olga (stark: Alma Hasun) lässt er jedoch von Dr. Goebbels höchstpersönlich arisieren. 

Den Theaterleuten ist bewusst, dass sie sich durch Benedikt Höllrigls/Arthur Kirschs‘ Spiel längst in der Höhle des Löwen befinden, das Theater in seinem Ganzen ein „KZ auf Urlaub“ ist, wie es Theaterdirektor Meisel im Stück so absurd-komisch beschreibt. Der Theateralltag geht weiter. Mit Nazis und ohne Nazis. The Show must go on. 

Das gewiefte (Dreh)bühnenbild von Miriam Busch fügt sich perfekt mit der stimmigen Foto-und Videoprojektion von Philine Hofmann zusammen. Es verschmilzt zu einem beinahe weltfremden Ort der illustren Charaktere, gut wie böse und gibt mitunter tiefe Einblicke in den absurd-komischen wie bitter-tragischen Theateralltag von einst und heute. Die Musik von Stefan Lasko ist gut gewählt, die Kostüme von Nini von Selzam ein Traum.

Ohne der klug geführten Regie von Felix Mitterer-Expertin und Erfolgsregisseurin Stephanie Mohr könnte das Stück aufgrund des starken Spiels von Florian Teichtmeister an manchen Stellen problemlos in eine One-Man-Show ausarten. Doch Mohrs Gespür für balanciertes Zusammenspiel und ein ausnehmend gut selektiertes Ensemble offenbart sich auch hier wieder. Sie lässt neben all der Stärke Höllrigls auch einen tiefen Einblick in die Nebenfiguren zu.

FAZIT: Ein durchgehend amüsanter Theaterabend mit vielen stimmungsvollen Bildern (toll auch vor Stückbeginn die fotografische Zeitreise projiziert auf den Eisernen Vorhang), bei dem einem dennoch in so manchen Szenen das Lachen vor Betroffenheit und Schmerz einfriert und man sich glücklich schätzen kann, nicht mehr im Jahr 1938/39 leben zu müssen.

 

TRAILER: Jan Frankl

BESETZUNG

REGIE
Stephanie Mohr

BÜHNENBILD
Miriam Busch

KOSTÜME
Nini von Selzam

MUSIK
Stefan Lasko

DRAMATURGIE
Matthias Asboth

VIDEOS
Philine Hofmann


Arthur Kirsch/Benedikt Höllrigl, Schauspieler: Florian Teichtmeister
Helene Schwaiger, Kirschs Ehefrau, Schauspielerin: Pauline Knof

Meisel, Theaterdirektor: Peter Scholz
Strassky, Schauspieler: Alexander Absenger
Polacek, Schauspieler: André Pohl

Olga, Schauspielerin: Alma Hasun
Eder, Bühnenmeister: Alexander Stroblele
Jakschitz, Schauspieler: Tobias Reinthaller
Goebbels: Claudius von Stolzmann
Erster Gestapo-Beamter:  Jörg Reifmesser
Höllrigl: Gerhard Kasal
Zweiter Gestapo-Beamter: Matthias Böhm

THEATER IN DER JOSEFSTADT
Josefstädter Straße 26
1080 Wien

WEBSITE: www.josefstadt.org
FACEBOOK: www.facebook.com/TheaterinderJosefstadt

 

WIR VERLOSEN
1 Backstageführung für 1×2 Personen
„IN DER LÖWENGRUBE“ samt Meet & Greet der Schauspieler im Theater in der Josefstadt am Sonntag, 21.10.2018

Füllt uns das Gewinnspielformular bis am 03.Oktober 2018 um Mitternacht
mit dem Betreff  „LÖWENGRUBE“ aus und erfüllt die Teilnahmebedingungen!

Die Gewinner werden telefonisch oder per Facebook-Nachricht verständigt!

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Das SCHiCK-Magazin-Team wünscht viel Glück!

 

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