Softe Musik, schicke Töne
IM INTERVIEW MIT KANA
Kana ist Musikerin aus Leidenschaft. Mit ihren Songs will sie Menschen inspirieren und ihnen die Chance geben, dem Stress des Alltags zu entfliehen. Wer ihre Lieder hört, kann auch nicht anders. Man beginnt zu träumen. Alles rundum wird vergessen. Genau das möchte die junge kanadische Sängerin erreichen. Nach einem Autounfall auf den Straßen von L.A. veränderte sich ihr ganzes Leben. Völlig übermüdet und gestresst stieg sie damals in das Auto und schlief hinter dem Steuer ein. Für Kana war dieser Vorfall nicht nur ein Wendepunkt, sondern auch etwas, woraus sie lernen wollte. In einer Zeit von Panikattacken war Musik ihre größte Hilfe. Nun ist sie stärker als je zuvor und will ein Zeichen setzen. Menschen sollen wieder die Balance zwischen Körper, Geist und Seele und somit zu sich selbst finden. „Still Time“ lautet der Titel ihres Albums und trägt die Botschaft bereits in sich. Wir haben Zeit und sollen diese auch mal für uns selbst nutzen.
Im „25 Hours Hotel“ in Wien treffe ich Kana zum Interview und bin gespannt, welche Person sich hinter dem Namen versteckt. Kaum angekommen geht es schon ab in den Keller – der hier wirklich ein gemütliches Plätzchen ist. Dort werde ich von Kana und ihrem Produzenten freudig erwartet. Die Atmosphäre hat etwas von einem Wohnzimmer und lässt das Interview wie ein Gespräch unter Freunden wirken. Eines ist dabei besonders schnell klar: Kana ist eine Frau mit unglaublicher Ausstrahlung und einem wunderbaren Charakter. Kaum tauscht man die ersten Worte aus, hat man schon das Gefühl, etwas von ihrer Gelassenheit und Stärke abzubekommen. Das nächste Konzert von Kana sollte auf jeden Fall in jedem Kalender mit drei Sternchen markiert werden. Wem dazu die Zeit fehlt, kann zumindest eines von drei Alben „Still Time“ gewinnen.
SCHiCK im Interview mit Kana
SCHiCK: Kana, du sagtest, dein Zugang zur Musik wäre ganz natürlich gewesen. Wie es bei Kindern üblich ist. Verändert sich dieser Zugang, sobald Menschen erwachsen werden?
Kana: Oh ja, dieser Zugang verändert sich definitiv. Kinder sind offen und haben keine Angst davor, etwas falsch zu machen. Sie müssen sich nicht verstecken. Erwachsene haben davor jedoch zu viel Angst. Keiner möchte sich blamieren, und so verlieren sie den Zugang zu Musik oder Tanz, den sie als Kind hatten.
SCHiCK: Waren deine Eltern ebenfalls musikalisch?
Kana: Ja, beide sogar. Jedoch brachte mich mein Vater eher zur Musik und lernte mir auch das Klavierspielen.
SCHiCK: In deinen Songs findet man unterschiedliche musikalische Einflüsse. Würdest du deine Musik eher als spirituell oder mehr als Entspannungsmusik beschreiben?
Kana: Ich denke, dafür gibt es keine genaue Bezeichnung. Sie kann sowohl entspannend, spirituell als auch heilend sein. Oder ganz einfach nur schön. Die Menschen sollen die Chance haben, sich aus meiner Musik das herauszunehmen, was sie möchten. Jeder das, wozu er bereit ist.
SCHiCK: Ich hörte, du hattest in Folge des Unfalls mit Panikattacken zu kämpfen. Welche Rolle spielte Musik für dich in dieser Situation?
Kana: Zuerst war ich eigentlich relativ ruhig. Die Panikattacken kamen erst etwas später, meist wenn ich im Auto saß. Nach einer Zeit wurden sie jedoch stärker und traten häufiger auf. Sogar wenn ich auf der Bühne stand, passierte das plötzlich. Zum Glück war eine Freundin da, und ich bat sie, meine Hand zu halten. Musik war für mich enorm wichtig in dieser Zeit. Ich suchte die Hilfe bei spirituellen Heilern, doch wirklich geholfen hat mir die Musik. Wenn ich singe, fühle ich mich mit mir selbst verbunden und bin geerdet. Dann kommt meine Kraft zurück und ich kann durchatmen. Der Unfall hat mich auf jeden Fall verändert, und im Nachhinein bin ich sogar dankbar für diese „Lektion“. Es hat mich stärker gemacht.
SCHiCK: Mittlerweile spielst du nicht nur in Kanada und Brasilien, sondern auch in Österreich. Hättest du jemals gedacht, so viele Menschen zu erreichen?
Kana (lacht): Nein, auf keinen Fall. Ich wollte mit meinen Songs Menschen erreichen, doch daran hatte ich nicht gedacht. Es ist quasi eine positive Überraschung. Ich möchte den Menschen zeigen, wie wichtig es ist, auf sein mentales Wohl zu achten. Ich hoffe, ich kann so etwas wie einen Trend daraus machen. Es soll cool werden, auf seinen Geist und seine Seele zu achten.
SCHiCK: Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Kana: Das ist eine schwierige Frage. Ich weiß gar nicht, ob ich das beantworten kann. Aus professioneller Sicht würde ich sagen „singend“. Ich hoffe, weiterhin viele Menschen zu erreichen und ihnen mit meiner Musik etwas Gutes zu tun.
SCHiCK: Wir sprechen relativ häufig über Spiritualität – hängt das für dich mit Religion zusammen?
Kana: Nein, das würde ich nicht behaupten. Ich denke, Religion ist nur ein Mittel, um Spiritualität zu erreichen. Egal, an wen man glaubt, ob Buddha, Jesus oder sonst was. Religion ist nur ein Teilbereich der Spiritualität. Manche Menschen brauchen einfach einen Denkanstoß und verstehen es leichter durch die Worte verschiedener Götter. Doch Spiritualität ist viel größer als das.
SCHiCK: In einem Video erklärst du, dass jeder Mensch spirituell ist, egal ob er es weiß oder nicht. Wie kann man das verstehen?
Kana: Ich denke, dass jeder Mensch etwas ganz besonderes ist. Jeder hat eine enorme Stärke und etwas Wunderschönes in sich. Manche vergessen nur, darauf zu vertrauen. Im Endeffekt verbindet uns jedoch alle dasselbe. Jeder hat Wünsche, möchte geliebt werden und sich in Sicherheit wissen. Vielleicht ist spirituell auch die falsche Bezeichnung dafür. Es geht mehr um das „an sich glauben“. Wir sollten mehr in uns selbst vertrauen.
SCHiCK: Denkst du, dass Menschen zu sehr auf ihr äußeres Erscheinungsbild achten und zu wenig auf ihre mentale Gesundheit?
Kana: Ja, definitiv. Wir leben in einer Zeit, in der sich wunderschöne Menschen unter das Messer legen, nur um nicht zu altern. Alles ist stressig und Menschen vergessen, im Moment zu leben. Die schönen Dinge des Lebens werden viel zu selten genossen. Doch nicht nur das Aussehen ist wichtig. Der Körper, die Seele, der Geist, das alles macht einen Menschen aus und gehört zu ihm dazu. Daher muss auf alles gleichermaßen geachtet werden.
SCHiCK: In einem Video ist einer deiner Auftritte in einer Kirche zu sehen. Dabei sieht man Menschen, die zu weinen beginnen und im nächsten Moment aufstehen und anfangen zu tanzen. Wie nimmst du diese Reaktionen wahr, und was löst das in dir aus?
Kana: Dann weiß ich, dass ich einen guten Job gemacht habe. Das ist genau das, was ich jeden Abend sehe möchte, und es freut mich riesig. Wobei ich zugeben muss, dass diese Reaktionen für mich völlig normal waren. Erst als mein Produzent meinte, es sei extrem selten, dass Menschen in einer österreichischen Kirche zu tanzen beginnen, fühlte ich mich wirklich geehrt. Ich bin das aus Brasilien nicht anders gewohnt, aber hier scheint es wirklich etwas Besonderes zu sein.
Ich bitte die Konzertgäste auch, die ersten fünf Lieder über nicht zu klatschen. Sie sollen einfach die Augen schließen und sich entspannen. Das ist mir sehr wichtig, auch wenn sich viele schwer tun dabei. Nach einer Zeit sind sie dann wirklich bei sich selbst und können loslassen.
SCHiCK: Wie sieht ein normaler Tag in deinem Leben aus?
Kana: Puh, das gibt es eigentlich gar nicht. Im Endeffekt ist jeder Tag anders. Obwohl ich viel Zeit mit meiner Familie verbringe oder abends gerne auf Konzerte gehe. Die meiste Zeit arbeite ich jedoch. Täglich stehen immerhin ein paar Stunden Singen auf dem Plan. Außerdem mache ich seit kurzem Yoga. Ich wollte einfach etwas zum Ausgleich finden. Dadurch fühle ich mich mehr mit meinem Körper verbunden und starte voller Kraft in den Tag.
SCHiCK: Was inspiriert dich, deine Songs zu schreiben?
Kana: Um eines vorweg zu nehmen – es läuft nicht so ab, wie es sich die meisten vorstellen. Ich habe nicht plötzlich einen Geistesblitz und der Song ist da. Das passiert vielleicht in 7% der Fälle (lacht). Die meiste Zeit ist es wirkliche Arbeit. Ich arbeite auch mit einem Co-Writer zusammen, der mir Texte bringt. Er scheint oft solche „Eingebungen“ zu haben. Wenn ich die Songs gut finde, was oft der Fall ist, dann entwickeln wir zusammen die Melodie dazu. Oder ich schreibe selbst Texte und frage ihn um Rat. Zusätzlich finde ich meist in der Natur Inspiration. Ich liebe es, in der Natur zu sein oder spazieren zu gehen, und gute Texte kommen erst, wenn man sich selbst gut fühlt. Oft ist es jedoch einfach hinsetzen und Texte schreiben.
SCHiCK: Gibt es für dich eine Art Lebensmotto?
Kana: „Follow your heart“. Das würde ich als mein Motto sehen. Es stammt zwar nicht von mir, ist jedoch wirklich wahr. Man muss auf sich und sein Herz hören. Vor allem jedoch muss man auf sich selbst vertrauen können.