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Alf Poier feiert mit „The Making of Dada“ sein 20jähriges Bühnenjubiläum

Das künstlerische Allround-Talent lud SCHiCK in sein schmuckes Haus im 13. Wiener Bezirk zum sehr persönlichen Interview. Dort trafen wir einen höchst authentischen, etwas Ruhigeren- aber nicht minder komischen Alf Poier.

ALF POIER, das war für mich Zeit meines Lebens immer ein intellektuell-lustiger Gesangskabarettist, der einst beim ESC Songcontest für Schlagzeilen sorgte. Dass dieser Mann jedoch viel mehr als das ist, durfte ich letztens persönlich erfahren. Alf Poier, das ist ein sehr überlegter, blitzgescheiter Geselle ohne jegliche Starallüren. Einer, der stets sagte, was er dachte. Und noch immer sehr viel nachdenkt, aber nicht mehr alles ausspricht. Der dennoch eine lustige Pointe nach der anderen rauspfeffert und so schön in Zitaten spricht, dass ich alleine darüber ein Buch schreiben möchte. Ein Mensch, der einiges erlebt hat, einiges einstecken musste. Der sich mit seinen 50 Jahren seine natürliche Kindlichkeit bewahrt hat und diese auch auslebt. So ist Alf Poier nicht nur Kabarettist, Musiker und Schriftsteller, sondern auch ein durchaus ernst zunehmender Maler. In jedem seiner Bilder steckt eine Botschaft. Nichts ist hier ohne Inhalt und Gefühl. Und: Spiegelei rules im Hause Poier. 

Der selbsternannte steirische Schwammerlsucher, der selber jegliches Geschirr scheut und sich am liebsten aus Dosen ernährt, zeigt uns sein sehr geschmackvoll eingerichtetes Haus. Nach dem Café deckt er uns zudem mit zahlreichen Geschenken für unsere Leser ein. Der Mensch, der früher in Höhlen lebte um zu meditieren scheint Erwachsener und bedachter geworden zu sein, wenn er sich auch, wie schon erwähnt, seine Kindlichkeit niemals hat nehmen lassen. So trug er einst ein uns allen ins Gedächtnis eingebranntes „Sieben-Hüte-Konstrukt“ und tauschte dies, als Draufgabe, auch noch gegen einen Vogelkäfig aus. Das hat die Vertreter der so familienfreundlichen Live-Sendung zittern lassen, auch weil er während der Probe eine Micheal-Jackson-ähnliche Pose machte und so beinahe disqualifiziert wurde. Alf Poier wollte, ja musste provozieren. Und das ist gut so. Wer provoziert bleibt in Erinnerung. War es nicht ein Clou, als Alf Poier beim Songcontest 2003 dem Bürgermeister von Riga einen Ameisenhaufen mit folgender Begründung überreichte, damit „den Ameisen dieser Welt eine Stimme gegeben wird“ ? Dieser nahm es mit Humor und hat nun eine bleibende Erinnerung an den so fröhlich bunten Steirer. So gibt er abschließend unserem heurigen ESC Songcontestvertreter Nathan Trent einen wichtigen Tipp mit auf den Weg nach Kiew. Dies sei hier aber noch nicht verraten.

Wer mehr über diesen Ausnahmekünstler und sein neues Kabarettprogramm erfahren möchte sollte hier weiterlesen. Wer zusätzlich Karten für sein Kabarett „The Making of Dada“ in der Kulisse Wien und sein Buch „Mein K(r)ampf“ oder auch ein cooles Shirt gewinnen möchte, füllt am Ende des Interviews einfach noch das Gewinnspiel Formular aus.

 

TERMIN WIEN
Mittwoch, 12. April 2017
Kulisse

Rosensteingasse 39
1170 Wien

WEITERE TERMINE:
 www.kabarett.at/programme/730/alf_poier-the_making_of_dada/termine

KULISSE WIEN: www.kulisse.at/programm/alf-poier/the-making-of-dada
OETICKET: www.oeticket.com/alf-poier-the-making-of-dada-tickets
WEBSEITE: www.alfpoier.at
FACEBOOK: www.facebook.com/Alf-Poier

 

 

SCHiCK: Lieber Alf, vielen Dank, dass du uns zu Dir in dein schönes Haus eingeladen hast um uns ein Interview zu geben.
ALF POIER:
Ich hab´ja nichts anderes zu tun.

SCHiCK: Umso mehr sind wir geehrt.
ALF POIER:
Nein, mach ich ja gerne.

SCHiCK: Erstmal alles Gute nachträglich zu deinem 50er. Du siehst definitiv jünger aus, was ist dein Geheimrezept?
ALF POIER:
Naja, wenn man das Leben gelebt hat, dass man leben wollte, dann tut das Altwerden nicht weh. Wenn man ein Leben lebt, dass man nie wollte, dann kommt der Gram, dann denkt man sich „hätt´ ich doch“ und „wär´ich nur“. Ich hab´ aus meinen Anlagen und dem was ich mitbekommen habe, denn eigentlich komme ich aus einfachen Verhältnissen in der Steiermark, hab ich, glaube ich das Beste draus gemacht. Blicke mit Stolz auf mein bisheriges Lebenswerk zurück.

SCHiCK: Kannst du auch! Wann hast du denn entschlossen, dass du beruflich in eine künstlerische Richtung gehen wirst? Du warst ja auch ein sehr erfolgreicher Läufer.
ALF POIER:
Ich war quasi alles.

SCHiCK: Aber wie kamst du dann zum Kabarett?
ALF POIER:
Naja, ich hab´ ja circa 40 mal Job gewechselt in meinem Leben, mit meinem Lebenslauf hätten sie mich bei der Fremdenlegion genommen. Und da war ich damals Nachtwächter in Wien im Palais Auersperg bei einer Antiquitätenmesse. Ich hab´ meine Gitarre mit dabei gehabt und einfach so paar Lieder gespielt. Da sagte man mir: „Fahr doch zu einem Kabarettwettbewerb“. Das war 1995. Daraufhin bin ich zum Kleinkunstvogel nach Graz gefahren, bin auf die Bühne gegangen und die Leute haben gelacht. Ohne, dass ich was gesagt hab´. Da hab´ ich mir gedacht „Wow, so einfach ist das?“ Dann bin ich ins Finale gekommen, da hat dann keiner gelacht aber immerhin bin ich Zweiter geworden. Ab da hab´ ich gewusst: ab jetzt habe ich keinen Job mehr, sondern eine Berufung. Das war mir in dem Moment sofort klar. Ich stand ja schon auf der Bühne seit ich 13/14 Jahre alt war, weil ich ja Schlagzeug gespielt hab´.

SCHiCK: Du bist also Musiker von Anfang an!
ALF POIER:
Ja, ich hab´ schon während der Schulzeit dauernd auf Krampus-Kränzchen, Maturabällen, Pfarrkränzchen und Hochzeiten gespielt. Ich glaube wir waren die jüngste Tanzkapelle der ganzen Steiermark, ganz Österreichs wahrscheinlich. Da hat keiner von uns einen Führerschein gehabt und der Papa vom Keyboarder war Feuerwehrhauptmann in Judenburg, wir sind daher jedes Wochenende mit der Feuerwehr zu den Wirten gefahren worden. Die haben geglaubt, da ist der Feuerteufel ausgebrochen, dabei sind die Poier Buben zu den Auftritten gefahren.

SCHiCK: Erinnert mich ein bisschen an Florian Randacher von den Ausseer Hardbradlern. Der hat auch sehr früh mit seiner Schulband „Feedback Warriors“ bei Kränzchen und Wirten gespielt und war, wie du, stets auf der Sinnsuche im Leben, hat sehr früh schon alles hinterfragt, hatte dieses Philosophische.
ALF POIER:
Den kenne ich leider zu wenig, hab ihn zwar ein paarmal getroffen aber ja, da war ich extrem. Aber jetzt immer weniger. Man stößt einfach irgendwann an die Grenzen der Vernunft. Kant hat die Kritik der praktischen Vernunft und da gibt es halt Grenzen. Da bin ich Agnostiker und glauben will ich nichts. Bis dahin geht es und nicht weiter, da gibt es dann keine anderen Antworten.

SCHiCK: Wenn man deine Laufbahn so ansieht, hast du dich Zeit deines Lebens sehr stark damit beschäftigt. Mit dem Sinn des Lebens, mit dem Dasein auf dieser Welt. Hast du irgendetwas rausgefunden für dich?
ALF POIER:
Ich habe schon meine Antworten gefunden, aber wichtiger als Antworten zu finden, ist, aufzuhören alles zu hinterfragen. Denn dann sind die Antworten nicht mehr wichtig. Was nach dem Tod ist, dies alles metaphysisch zu hinterfragen, das geht mit der Vernunft nicht. Die einzige Möglichkeit da ein bisschen weiter vorzustoßen ist meiner Meinung nach die Mystik. Das habe ich auch ausgiebig praktiziert aber letztendlich gibt es Grenzen. Ich habe einen Sinn im Leben und des Lebens wegen, da habe ich schon meine ganzen Antworten auf diese Sachen. Ich lese jetzt auch kaum noch philosophische Werke, weil man wird ja wahnsinnig.

SCHiCK: Vielleicht nehmen deswegen so viele Drogen und Alkohol, die sich intensiv mit diesen Themen beschäftigen?
ALF POIER:
Ich bin da Gott sei Dank nie reingerutscht. Das Meditieren war meine Lösung, war meine Droge. Ich dachte mir, wenn es nicht mit dem Denken geht, muss es vielleicht mit dem erweiterten Bewusstsein gehen.

SCHiCK. Meditierst du immer noch?
ALF POIER:
Nein, gelegentlich vielleicht. Wenn, nur noch aus Spaß aber nicht mehr um irgendetwas zu erreichen damit.

SCHiCK: Ich denke mir ja oft, die Dummen haben das Glück. Die, die nichts oder wenig denken, nichts hinterfragen haben es leichter im Leben. Siehst du das auch so?
ALF POIER:
Denk ich mir auch oft. In der Stadt fällt das nicht so auf, aber am Land bei uns gibt es eine hohe Selbstmordrate, da bekommst du das schon eher mit. Und denkst dir bei Leuten, wo du immer dachtest, der hat ein ganz normales Leben, und von einem auf den anderen Tag hupft er beim Balkon runter. Grundsätzlich würde ich vielleicht auch sagen, die haben es leichter aber die reden halt einfach nicht drüber. Und du kannst ja in niemanden reinschauen. Wenn du nichts hinterfragst denkst dir „so ist es, so war es und so wird es immer sein“. Das mag für die Leute vielleicht einfacher sein.

SCHiCK: Alf, wie wichtig ist Humor? Wieviel glaubst du kann Humor an Verletzungen heilen und bewirken?
ALF POIER:
Ich glaube in meinem Fall, der, der selber der ist, der den Humor auf die Bühne bringt und sein Leben damit aufarbeitet, da kann das viel bewirken. Wenn ich im Publikum sitze und mich berieseln lasse, bewirkt das, glaube ich, wenig. Denn selber überdenkt man das ja alles, auch über Menschen, die einem im Leben viel bedeuten oder einen runterziehen. Also dreht man es um, bringt es auf eine witzige Art und Weise, lässt es auf der Bühne raus, das befreit. Aber nur dazusitzen und zu lachen, da ist der Heilungserfolg glaub ich nicht so groß.

SCHiCK: Aber zum Beispiel am Theater, da schauen sich viele Leute heutzutage hauptsächlich lustige Stücke an, weil sie der Meinung sind, das Leben sei eh schon tragisch genug. Oder lesen lustige Bücher.
ALF POIER:
Ich lese keine lustigen Bücher. Viele glauben ja, ich lese viel Lustiges, um lustig zu sein, aber das stimmt nicht. Ich lese meistens todernste Romane. Sándor Márai lese ich zum Beispiel sehr gerne, diesen ungarischen Schriftsteller. Der ist großartig, wirklich sehr empfehlenswert zu lesen. Aber lustige Sachen lese ich eben kaum, Ich sehe mir auch keine Comedy im Fernsehen an, sondern nur durchaus ernste Sachen. Ich würde ja auch gern solche Sachen schreiben können, aber ich kann es nicht.

SCHiCK: Ich finde das sehr sympathisch, dass du von dir selber sagst, du bist ein eher ernster Mensch und bringst dann dennoch so viel Humor auf die Bühne. Oder auch in deinen Liedern, es ist alles mit sehr viel Sinn und trotzdem komisch. Tragisch komisch kann man fast sagen.
ALF POIER:
Man kann ja nur komisch sein, wenn man weiß was ernst ist. Du musst also im Grunde nur das Gegenteil von dem machen, was erst ist. Dann hast du eigentlich schon das Lustige. Ich bin jetzt aber kein depressiver Mensch.

SCHiCK: Wollte ich gerade fragen, hast du jemals Depressionen gehabt?
ALF POIER:
Depressionen in dem Sinne nicht. Das kommt ja auch alles in meinem neuen Programm vor. Ich habe schon wahnsinnig schwierige Phasen gehabt, wo ich nicht mehr weitergewusst habe. Das war wirklich nicht mehr lustig. Da gab´s auch Trennungen, das ist ja auch nicht wirklich lustig, aber ich bin jetzt kein grunddepressiver Mensch. Ich bin nachdenklich, vielleicht melancholisch, aber depressiv bin ich grundsätzlich nicht.

SCHiCK: Dein neues Programm, „The Making of Dada“ ist dein 20jähriges Bühnenjubiläum. Da rekonstruierst du quasi deine Entstehungsgeschichte. Wie ist das Kabarettprogramm eigentlich entstanden?
ALF POIER:
Zufällig eigentlich. Ich habe ja gröbere Probleme mit meiner chronischen Magenentzündung und Übelkeit gehabt. Das war oft so schlimm, dass ich nicht auftreten konnte. Dann haben mich irgendwann die vom österreichischen Tagebuchtag kontaktiert, ob ich nicht aus meinen Tagebüchern lesen möchte. Und ich hab´die ja wirklich noch.

SCHiCK: Du hast tatsächlich Tagebuch geschrieben?
ALF POIER:
Seit meinem 17. Lebensjahr, zwar nicht die ganzen Jahre hindurch, aber bis zu meinem 30. Lebensjahr hab´ ich eigentlich ständig geschrieben. Das hab´ ich dann auf die Bühne gebracht und mir gedacht, das wird eh keinen interessieren. Dabei ist das so lustig geworden. Die Leute glauben es ja einfach nicht. Die Fragen mich oft: „Herr Poier, sind das wirklich ihre Tagebücher?“. Und ich sage ja am Anfang des Programmes: „Das sind wirklich meine echten Tagebücher!“ Die glauben das nicht.

SCHiCK: Vielleicht, weil du so wahnsinnig arge Sachen erlebt hast?
ALF POIER:
Das kann ich selber nicht sagen, weil ich ja keinen Abstand hab dazu. Aber ich hab´ sicher ein sehr wirres Leben geführt und auch sehr anders.

SCHiCK: Kann man sagen, du warst auch in der Schule schon anders? Du bist ja in Judenburg in der Steiermark, in einem kleinen „Kaff“,wie ich in Bad Aussee, aufgewachsen.
ALF POIER:
Ja, war ich sicher. Aber anders „Anders“. Eher so der Nerd. Ich bin nach der Schule heim, dann hab´ ich erstmal drei Stunden Schlagzeug gespielt. Danach bin ich trainieren gegangen, bin 20 km den Berg raufgerannt, weil ich bin ja Weltmeisterschaften gelaufen immerhin. Ich habe einfach wahnsinnig viel gemacht. Und Dinge, die sonst keiner gemacht hat, aber nicht schräg im Sinne von, dass ich mir Drogen reingehaut hätte oder Selbstmordversuche gemacht oder mich geschnitzt hätte, so in dem Sinne war ich überhaupt nicht schräg. Eher wahnsinnig naiv. Meine Naivität hat mich ja eigentlich gerettet. Wie ich damals nach Wien gekommen bin, mit einem Koffer und einer Gitarre, dachte ich mir „Ich werde hier ein Star!“ Das war vollkommen klar für mich.

SCHiCK: Bist du ja auch geworden.
ALF POIER:
Dann bin ich reinmaschiert in Musikstudios, die gerade den Hansi Lang produziert haben, hab die Gitarre ausgepackt und ein Lied gespielt. Die wollten das gar nicht hören und ich hab´ mir gedacht, die müssen das jetzt einfach hören. So nach dem Motto: Das geht schon alles irgendwie, weißt du. Ich mein´, du hast natürlich Rückschläge gehabt bis zum Geht-nicht-mehr. Du weißt ja wie das ist. Trotzdem habe ich immer geglaubt, das wird schon. Und wahrscheinlich hat mich das im Endeffekt auch weitergebracht. Wenn ich von Anfang an gewusst hätte wie das läuft, hätte ich es vielleicht gar nicht erst probiert.

SCHiCK: Irgendwas musst du aber richtig gemacht haben.
ALF POIER:
Ja, ich habe schon auch viel richtig gemacht. Die Leute sind zum Beispiel in die Kulisse gegangen und haben gesagt: „Ich habe da ein lustiges Programm geschrieben, das ist alles so lustig und toll!“ Ich bin da hin gegangen und hab denen einen Eier-Schneckenhäuserhaufen, den ich im Wald gefunden habe, hingestellt. Den hab ich angemalt wie Gorngonzola und habe es denen auf den Tisch gestellt. Die meinten nur „Was ist denn mit dem los?“. Die wollten dann schon wissen, wann tritt denn der endlich mal auf. Da bin ich zum Beispiel mal am Schafberg oben gesessen und hab mir gedacht: „Scheisse, kein Job, kein Geld, keine Freundin, keine Wohnung, keine Versicherung, was mach ich?“ Da hab´ ich dann Steckerln und Vogelfedern gesucht, aus Dingen, die ich gesucht und gesammelt habe etwas gebastelt daraus. So ist das natürlich entstanden.

SCHiCK: Wie wichtig ist denn Geld?
ALF POIER:
Du, ich sag einmal so, Geld ist viel wert und braucht keinen Platz. Das ist schon mal eine ganz praktische Geschichte. Ich hätte ein ganz ein anderes Leben führen können oder könnte ein anderes Leben führen, als ich führe, denn meistens habe ich nicht einmal was zum Essen daheim. So fängt es schon mal an. Ich hab auch noch nie eine Putzfrau gehabt, ich habe immer alles selber geputzt, und das hier ist noch ein kleines Haus. Ich hab auch schon 1000 m2 selber geputzt, neben der Tournee und allem. Mich haben auch teure Autos nie interessiert. Aber Geld kann schon viel zeigen. Die Leute fragen dich, wenn du viel Geld verdienst „Was machst du denn mit dem ganzen Geld?“. Die wichtigere Frage ist, was macht das Geld mit dir? Die Frage ist doch viel wichtiger finde ich und die stellt sich kaum wer. Da werden sie alle narrisch und drehen durch. Ich bin oft nach einer Tournee mit 30-40.000.- Euro heimgekommen, hab das Ganze in eine Lade geschmissen und trotzdem meine billigen Fischdosen gegessen. Ich habe diesen Luxus nie gelebt. Nie!

SCHiCK: Viele Menschen verändert Geld leider. Du wirkst ganz normal und bodenständig.
ALF POIER:
Die wahren Dinge, die mich interessiert haben, hab´ ich mir nicht kaufen können. Zum Beispiel die ganzen Bewusstseinserfahrungen beim Meditieren. Das kannst du nur üben. Schlagzeug spielen kannst du nur üben und zum Glück noch nicht kaufen. Ich war auch immer ein Gerechtigkeitsfanatiker. Wir waren in Judenburg zum Beispiel die besten Läufer, gewonnen haben aber die, die in der richtigen Partei waren. Solche Ungerechtigkeiten hab´ ich nie verstanden. Hab natürlich auch viele Scherereien deswegen gehabt.

SCHiCK: Inwiefern darf denn ein Mensch der Öffentlichkeit, ein Künstler, seine Meinung kundtun? Zum Beispiel dieses leidige Thema damals mit der Conchita Wurst. Ist ja legitim seine Meinung zu äußern, aber inwiefern schadet einem das selber?
ALF POIER:
Die Aufgabe des Künstlers ist es, den gesellschaftlichen Konsens zu hinterfragen und je nachdem, wie man dazu steht, zu erweitern, zu beschränken, was auch immer. Der hat mich damals angerufen und ich hab´ gar nicht viel überlegt, wollte einfach ein bissl was Lustiges sagen und auf einmal geht das aber dermaßen in die Luft.

SCHiCK: Du meinst diese Aussage, wenn man nicht Mannderl noch Weiberl ist, hat man beim Songcontest nichts verloren?
ALF POIER:
Genau. Ich habe dann schnell gemerkt, die wahre Religion in Österreich ist nicht der Katholizismus oder der Islam. Die wahre Religion ist der Opportunismus. Heißt: sagen darfst du alles, aber es hat Konsequenzen. Die hast du dann zu tragen, auch wenn dir mit Auftrittsverbot oder persönlich gedroht wird. Das finde ich eigentlich beschämend für die Kabarett- und Theaterszene, dass wir alle gebrandet sind, eine Meinung vorgegeben bekommen. Und wenn wir uns nicht an diese Meinung halten, dann werden wir schief angeschaut und das ist noch das Geringste. Das kann dann bis zu Beschimpfungen und Drohungen gehen. Ich sag nur, sagst du offen deine Meinung hast du mitunter ein sehr schweres Leben. Aber ein bissl einen Selbstwert darf man doch hoffentlich noch haben. Ich sag aber auch nichts mehr. Im Grunde war ich einer der wenigen, die sich da drüber getraut haben. Aber es bringt nichts mehr.

SCHiCK: Du singst in deinem neuen Lied über die Höhen und Tiefen des Rampenlichts, des Erfolges und der Einsamkeit. Ist das sehr autobiografisch?
ALF POIER:
Das Lied ist mir eigentlich von der Hand gegangen. Ich bin ja im Grunde schwerst schizophren. Da gibt es zum einen den „Künstler Alf“, der schaut so aus wie ich jetzt dasitze und es gibt den privaten Alf. Die beiden haben getrennte Wohnsitze mittlerweile. Ich spiele jetzt im Programm auch erstmals poetische Lieder. Viele Leute glauben gar nicht, dass diese Texte von mir sind. Dann haben wir gesagt, zum 50er machen wir ein Lied. Und wie es halt so ist: du spielst vor 1000 Leuten, kommst heim, niemand ist da, der Kühlschrank ist leer, das Brot ist hart. Ich bin da aber oft sogar froh, dass ich meine Ruhe habe. Ich muss oft so viel reden, dass ich froh bin alleine zu sein, nehme meine Bücher und lese was. Da ist man dann auch nicht einsam., weil man Zeit für sich selber hat. Ich genieße das.

SCHiCK: Wie wichtig ist denn das ganze Social Networking? Das Internet?
ALF POIER:
Das nimmt so dermaßen viel Zeit in Anspruch. Im Grunde könntest du den ganzen Tag nur am Kastl sitzen. Die künstlerische Arbeit wird immer weniger und die Promotion und das Marketing immer mehr. Jeder erreicht dich, jeder fordert und glaubt, du musst rund um die Uhr für ihn erreichbar sein. Diese Entwicklung finde ich genauso fürchterlich. Auch diese Digitalisierung. Denn CD´s gibt es ja bald nicht mehr. CD´s sind ja mittlerweile wie eine Schellack für uns damals, das kauft ja keiner mehr. Bei den Shows schon, aber nicht mehr regulär am Markt. Und für die Downloads bekommst du so gut wie gar nichts mehr. Da verdienen die Anbieter, wie iTunes und so, aber der Künstler bleibt eigentlich über.

SCHiCK: Wie stehst du zur aktuellen Kabarett-Szene?
ALF POIER:
Es gibt ja heute wahnsinnig viele Kabarettisten. Wie ich angefangen hab, gab es circa 50. Heute sind es um die 400. Quantitativ nimmt das zu, enorm. Beim Politkabarett weiß ich ja, worum es im Programm geht. Wozu soll ich mir das dann och anschauen? Weißt, was ich meine?

SCHiCK: Du bist aber schon eine Größe im Kabarett.
ALF POIER:
Ich bin und bleib ein einfacher Schwammerlsucher. Am liebsten fahre ich in die Steiermark und geh in den Feistritzgraben. Da kann mir keiner was anhaben. Wenn du am Land aufgewachsen bist, bist du anders verwurzelt. In den Betonstrassen findet du nie so einen Zugang zur Natur, zu den Plätzen wo du aufgewachsen bist, Himbeeren gepflückt hast. Ich habe zehn Jahre im 17. Bezirk gewohnt, wenn ich da vorbeifahre habe ich das Gefühl, nie dort gewohnt zu haben. Es ist einfach bedeutungslos.

SCHiCK: Zu guter Letzt noch eine Frage zum Songcontest. Du bist ja diesbezüglich sehr erfahren und ein lieber Freund von mir, Nathan Trent, tritt ja heuer für Österreich mit seinem Lied „Running on Air“ an. Was würdest du einem jungen Künstler wie ihm als Rat mit auf den Weg geben?
ALF POIER:
Er soll vorbeugen, dass er keine posttraumatischen Belastungsstörungen bekommt. Er soll sich geistig vielleicht gleich darauf einstellen. (lacht) Mir hat der Songcontest ja was gebracht. Die Leute reduzieren mich oft nur auf dieses eine Lied, ich hab aber natürlich mehrere gehabt. Das Blödeste von allen haben sie dann ausgewählt. Ich hab da ja auch provoziert damit. Wenn du jetzt aber dort nicht erfolgreich bis, bist du gebrandmarkt. Du musst da wirklich aufpassen, für viele Künstler war es der Tod, bzw. der Todesstoß. Er (Nathan Trent) kann sich vielleicht nicht ganz so viel kaputt machen, weil er ist ja Musiker ist. Man braucht halt einen Song, der hängenbleibt. Ich hab ja sogar auf  gesungen, wer traut sich das schon? Man muss herausstechen, sonst ist man weg. Wenn der Nathan Trent dort nichts reißt, muss der seinen Namen tauschen. Denn wenn du dort in den letzten Reihen landest, nimmt dich auch keiner mehr ernst. Die Make Makes sind ja auch nur in Erinnerung wegen dem brennenden Klavier. Wobei ich den Song gar nicht schlecht fand. Es ist halt ein Politikum der Songcontest. Du musst dort mit gewissen Themen kommen. Und dann geht es auch noch um die Promotion und das Promotiongeld. Mit € 150.- habe ich das hinbekommen. die Global Kreiner laut Aussagen eine halbe Million. Manche bekommen dazu einen Pavillion, um die Presse gut zu stimmen. Da kommen die Journalisten hin und bekommen ihr Glaserl Sekt. Bringt eh nichts im Grunde.

SCHiCK: Aber was hast du dann getan, damit die Presse auf dich aufmerksam wird?
ALF POIER:
Mich hat man gefragt: „Herr Poier, was werden sie machen, um die Presse auf sich aufmerksam zu machen?“ Ich hab´ gesagt, ich nehme ein 10 Meter langes Holzbrett mit, klebe eine Halswehtablette drauf und stell mich damit am Hauptplatz von Riga. Man hat mich danach gefragt warum ich so etwas gemacht habe und ich konnte nur antworten „ich weiß es nicht“. Die wollten, dass ich mit einer österreichischen Weinrebe daherkomme, ich habe dem Bürgermeister von Riga aber einen Ameisenhaufen geschenkt. Mit dem bin ich sogar nach Riga geflogen, das war eine große, internationale Geschichte. „Poier reist mit Ameisenhaufen an“. Das kostet nichts und macht die Journalisten aufmerksam.

SCHiCK: Und was kannst du ihm dann raten?
ALF POIER:
Was ich dem Nathan mit auf den Weg geben kann ist: da hast du 2000 Journalisten aus der ganzen Welt sitzen, bei dieser Pressekonferenz. Ich kann dir im Vorhinein sagen, was die sagen werden. So Sachen wie: ich singe schon seit meinem 5. Lebensjahr, ich wollte schon immer zum Songcontest. Ehrlich, das interessiert doch keinen mehr. Damit hebst du dich nicht aus der Masse heraus. Die Vorberichterstattung ist das Wichtigste. Die wollen ja auch spannende Bilder schicken. Darum geht´s.

SCHiCK: Ganz schnell noch, weil hier so viele schöne Bilder von dir hängen. Wie bist du denn zur Malerei gekommen?
ALF POIER:
Das erzähle ich eh auch in meinem Programm. Das war 1990 in Graz. Da stand ich vor einem Farbengeschäft, hab mir Massen an Farben und Leinwänden gekauft und dann gemalt und dazu Schlagzeug gespielt, denn die HAK hat dich ja quasi entmündigt. Es hat alles einen Sinn, das sind komplette Geschichten in meinen Bildern. In Graz bin ich letztens mit meinen Bildern zwischen Nietzsch und Reiner gehangen. Das empfinde ich schon als große Ehre. Ich versuche einfach philosophisch zu malen. Beziehungsweise nicht bewusst zu male, denn ich finde, ich male wie ein Dodel.

SCHiCK: Wenn man deine Bilder anschaut, bewirkt es etwas mit einem und das finde ich großartig.
ALF POIER:
Danke schön. Ich möchte damit etwas Bleibendes schaffen. Etwas von mir, was bleibt und unvergänglich ist. Mir ist wichtig, meine Kunst nachhaltig zu machen.

SCHiCK: Du bist so ein Multitalent, spielst Musik, malst, spielst Kabarett, schreibst Bücher….was für Ziele hast du noch im Leben? Wo stehst du gerade?
ALF POIER:
Im Grunde hab ich das Gefühl im Leben, wie wenn du einen Kuchen backst. Zuerst musst du die Eier kaufen, die ganzen Zutaten, und du musst das Geschirr dafür haben. Dann schiebst du ihn ins Rohr rein, wartest bis er fertig ist und schließlich nimmst du ihn aus dem Backrohr raus, wartest bis er abgekühlt ist. Und dann kommt der Moment wo du reinbeißt. Da seh´ ich mich gerade. Ich habe immer so viel gemacht und gearbeitet, ich konnte nie wirklich genießen. Jetzt habe ich erstmalig das Gefühl, dass ich genieße kann, nicht fallen lassen, aber auf dem aufbauen was ich mir erarbeitet habe. Und ich glaube, die ganze Sache mit meinen Bildern wird sich noch steigern. Aber mehr darüber gibt es in meinem Programm  „The Making of Dada“.

SCHICK: Vielen Dank, Alf, für das entspannte Interview. Wir freuen uns schon sehr darauf und sehen uns am 12. April in der Kulisse.
ALF POIER:
Immer wieder gerne.

Anmerkung der Redaktion: Auf Alf Poiers Webseite kann man unter „SHOP“ viele schöne Dinge kaufen: T´Shirts, Bücher, CD´s….und, und, und! Reinsehen lohnt sich!

 

(ABGELAUFEN)

WIR VERLOSEN
2×2 Karten für „The Making of Dada“ in der Kulisse am Mi, den 12. April 2017

Füllt uns das Gewinnspielformular bis 11. April 2017
mit dem Betreff  „ALF POIER“ und/oder „MEIN K(R)AMPF“ aus.

Zusätzlich verlosen wir auch noch 5 Bücher von Alf Poier: „Mein K(r)ampf, sowie ein schickes T-Shirt.

Die Gewinner werden telefonisch verständigt!

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