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Vergangenes Wochenende ging das Prime Festival in Markgrafneusiedl über die Bühne, und die Premiere kann man als durchaus geglückt bezeichnen. Bei idealem Festivalwetter wummerten von Donnerstag Nacht bis Sonntagmorgen fast durchgehend die Bässe übers Marchfeld, sehr zur Freude von Technobegeisterten aus verschiedenen Ländern. Eine Bilanz.

Schon bei der Anreise erkennt man beim Anblick der kleinen, aber feinen Ruine aus dem 12. Jahrhundert: Das ist sicher was besonderes. Und tatsächlich offenbarte sich den Besuchern – die übrigens auch aus der Slowakei, Ungarn und Belgien angereist waren – ziemlich schnell ein wahres Füllhorn an unterschiedlichen Floors und Musikrichtungen. Zum einen die Ruine, wo nicht einmal eine Maus panisch über den Boden irrte und authentisches Landflair verbreitete (keine Angst, keine Nagetiere wurden verletzt) oder das Zisternen-artige Gewölbe im Untergrund. Oder das geräumige und luftige Stadl und der kleine, feine Garden. Und nicht zuletzt das aufwändige und visuell beeindruckende Goa-Zelt, das sich sowohl punkto Lautstärke und Besucherandrang als echter Dauerbrenner erwies. Die heimischen DJs aus unterschiedlichen Kollektiven schenkten dem begeisterten Publikum entsprechend voll ein, es gab Techno, Psytrance, Drum n Bass und weiteres am laufenden Band.

Freilich hatte das Prime fast bis zum Schluss aber auch mit typischen Kinderkrankheiten zu kämpfen, die man dem sehr jungen Veranstalterteam und den stets freundlichen Mitarbeitern vor Ort aber keineswegs anlasten kann – so ist das nun, wenn man zum ersten Mal ein Festival in der Größenordnung mit so großem Aufwand betreibt. Zum Beispiel die Sache mit dem Gratiswasser – letztendlich mit einem provisorisch verlegten Zapfhahn und der Erlaubnis von Plastikflaschen doch noch gelöst, aber bei den Temperaturen und tanzwütigen Publikum durchaus eine Sache, bei der man schon von Woodstock 99 lernen hätte können. Anfängliche Verzögerungen im Timetable und Equipment-Engpässe können passieren. Auch die etwas unlogische (und für die Gastro steuerlich ungünstige!) Preisausschreibung von Getränken und Becherpfand wirkte unüberlegt, aber die Getränke gingen nie aus, das ist das wichtigste! Einzige wirkliche Kritikpunkte meinerseits waren das völlige Fehlen von Timetables, um zur richtigen Zeit beim richtigen Act zu sein, sowie fehlende Wegweiser und oder Orientierungspläne vor Ort oder online. Neuankömmlinge irrten vor allem im Dunklen nach dem ewigen Fußmarsch vom Parkplatz oft lange umher, bis sie sich das eigenwillige Layout des Geländes eingeprägt hatten. A propos eigenwillig: das Goazelt mit dem intensivsten Spielplan und der gleichzeitig geringsten Soundisolation direkt neben dem Camping empfanden auch hartgesottene Raver nach 24+ Stunden auf den Beinen dann als eher störend beim dringend nötigen Schlaf.

Kleinigkeiten letztendlich, die keinesfalls als österreichisches Gesudere, sondern hilfreiche und konstruktive Kritik verstanden werden sollen, denn all diese mit geringem Aufwand lösbaren Probleme sollten nächstes Jahr schon keine mehr sein und daher ungetrübten Festivalgenuss ermöglichen, denn das Prime ist ein wirklich feines Teil in außergewöhnlicher Location, das hohes Potenzial für die Zukunft hat und die österreichische Musikszene unbedingt weitere Jahre bereichern muss. Daher auch lobende Erwähnung für die reibungslose Zusammenarbeit mit Einsatzkräften und Securities, passable Soundsysteme, Shuttleservice, sanitäre Anlagen und Sauberkeit. Alles tiptop! Fraglich ist natürlich, wie es sich verhält wenn mehr Besucher kommen, denn das Prime hätte gemessen an Campingplatzauslastung und Menschendichte am Gelände locker das doppelte an Besuchern vertragen. Wenn die Veranstalter nächstes Jahr zusätzlich auf klassische Kanäle abseits von Facebook setzen (Plakate, Presse, Radio), ist dieses Ziel auch mit mehr Breitenwirkung locker zu erreichen. Also: Danke Prime, hoffentlich bis nächstes Jahr!

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