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Kaum zu glauben, nun ist Österreichs größte Messe rund um Videospiele schon zehn Jahre alt. Zehn Jahre, in denen sich die anfangs bescheidene Ausstellung im Wiener Rathaus zu einem Fixpunkt der hiesigen Szene gemausert hat. Ein Jubiläum, das aber leider etwas hinter den Erwartungen zurückblieb.

Einleitend muss ich gleich mal eine Breitseite an die Veranstalter bzw. die Verantwortlichen im Wiener Rathaus abfeuern: wer ist eigentlich auf die grandiose Idee gekommen, gleichzeitig mit der Game City den Circus Roncalli zu buchen? Schon klar, Zirkus ist ein wunderbares und erhaltenswertes kulturelles Gut, und ein 40-Jahre-Jubiläum ist auch wirklich ein Grund ausgiebig zu feiern. Aber ganz ehrlich, Games haben im heutigen Unterhaltungsmix einen wesentlich höheren Status. Und einem Zirkus, der nicht nur, aber zu einem guten Teil auch aufgrund der guten wirtschaftlichen, politischen und persönlichen Vernetzung der Familie Paul überhaupt noch seine kostspielige Zunft ausüben kann, gleich ein ganzes Monat Dauerresidenz am ohnehin immer schwer ausgebuchten Rathausplatz zu gewähren, erscheint mir gegenüber der Game City sehr unfair. Zumal diese traditionell immer nur drei Tage im Frühherbst dauert. So wird eine Gratis-Ausstellung für die ganze Familie zu Gunsten eines privaten Zirkus (der auch im günstigsten Fall immer noch wohlfeile 15 € pro Nase kostet), als Statist mit dem Haupteingang in die unübersichtliche Felderstraße und den wenig attraktiven Friedrich-Schmidt-Platz verbannt. Mit allen logistischen Konsequenzen. Immerhin ist jedes Jahr mit mehreren zehntausend Besuchern zu rechnen, Tendenz steigend.

Der zweite, für viele unerwartete Knalleffekt dieses Jahr: es gibt keine Präsenz von Microsoft, weder als Studio noch als Hardware- oder Betriebssystem-Hersteller. Boom! Warum dieser Gigant, den man wohl nicht näher vorstellen muss, dieses Jahr gänzlich darauf verzichtet, seine upgedatete Konsole Xbox One S mitsamt dem Supertrend VR (dazu gleich mehr) vorzustellen, wird viele Besucher irritiert haben. Abgesehen davon: Minecraft, Forza, Halo, Gears of War, Recore? Dass in der PlayStation-Halle, wo viele Publisher ihre Zelte aufgeschlagen haben, um einige sehr interessante Titel zu präsentieren, die Xbox nicht zu sehen war, ist klar. Dennoch: letztes Jahr konnte man noch lässige Hardware wie den Elite Controller und beeindruckende Vorstellungen wie Quantum Break sehen, dieses Jahr: nada.

Nun aber zu den positiven Dingen: mit der Absenz von Microsoft, aber trotzdem mehr (kleinen) Ausstellern war diesmal der Aufbau im Gebäude weit luftiger und offener als die letzten Jahre. Das liegt vor allem auch daran, dass 2016 der ganz große Trend VR, also Virtual Reality, ist. Mit der Ausreifung und Verfügbarkeit von Hardware wie Oculus Rift und PlayStation VR waren auch die Stände etwas anders konstruiert. Jeder hatte Zeit, sich unbehelligt 5-10 Minuten lang komplett in eine andere Dimension wegzuschießen. Was bei Titeln wie Resident Evil eher verstörte, bei Rennsimulationen und dem äußerst gelungenen Eagle Flight aber wiederum verzückte Gesichter verursachte. VR ist also groß im Kommen und die Alternative für alle, denen die 45-Zoll-Glotze zu klein und das Heimkino aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich ist. Stundenlange Dauerzock-Sessions sind aber nach einhelliger Meinung vieler Besucher mit dieser kompletten Immersion aber doch ein wenig zu viel für die Sinne.

Weitere Highlights der Game City: Watch Dogs 2, das viele Fehler des overhypten ersten Teils ausgemerzt hat und als mein Favorit für das Herbstgeschäft ins Rennen geht; Overwatch als wirklich lustige Haudrauf-Action, Steep für jeden Extremsport-Adrenalinjunkie und Gran Turismo Sport als sauguter Prolog zum hoffentlich bald erscheinenden „echten“ Gran Turismo. Bis nächstes Jahr!

www.game-city.at
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