In der Grellen Forelle, Spanisch: Turcha Chillon, für alle Hispanophoben, oder die die es noch werden wollen – ging ein Hip Hop Konzert der seltener gewordenen Art über die Bühne. Die Delinquent Habits – West-Side Gangsta Hip Hop MCs aus Los Angeles zeigten sich endlich auch in der Weltmusikkulturstadt Wien.
Wer den Vorbericht gelesen hat weiß wer
Delinquent Habits sind. Für die, die den Vorbericht nicht gelesen haben, die
„Tres Delinquentes“ sind drei Mittvierzigertypen, die sich nach langer Zeit wieder zusammen
gefunden haben und auf
Welttournee sind. Sie sind die Gangster Latin Hip-Hop Künstler aus den Neunzigern die Kultstatus erreicht haben, zu mindestens bei Kennern der Szene. Ihnen wird nicht nur nachgesagt kriminelle Gewohnheiten zu haben oder gehabt zu haben, sie nennen sich auch so.
Kemo the Blaxican und Ives Irie sind mit Sen Dog von Cypress Hill als Produzent eine musik-technisch höchst delinquente Gruppe. Dazu später nochmal genauer.
Ein schöner Sonntag Nachmittag war es, als wir am Donaukanal Richtung Grelle Forelle gingen. Wir kommen an mit Aufregung, auch mit Erwartungen, weil wir dies „Jungs“ schon vor über 20 Jahren sehr gern gehört haben und die neuen Releases auch so einiges versprachen. Für Ihre Live-Auftritte und eine überzeugte Hörerschaft sind die Kalifornier berüchtigt, umso schlimmer dass ich bis jetzt noch auf keinem Konzert war.
Wir waren pünktlich vor Ort und machten es uns gemütlich, sahen uns die T-Shirts gut an, denn ich wollte auf jeden Fall eines haben, doch die Verkäufer wollten nicht verkaufen. Sie waren nicht da – bis kurz vor Schluss. Es wurde recht voll und wärmer. Skinny Fresh kam dann auf der Bühne und schiebte die Stimmung kurzfristig gut an. Die immer mehr werdenden Fans der Mariachi Hip Hop Gang kamen in Gange. Ich sagte noch zu meinem Freund die kiffen und saufen wahrscheinlich hinten und kommen erst irgendwann später raus, aber das ist auch das was sie ausmacht. Skinny ging nicht mehr so fresh von der Bühne, er hat alles gegeben. So spät war es dann doch nicht – gegen 22 Uhr war es soweit.
Da stehen sie dann ein paar Meter vor uns die
Hombres aus Californio. Sie kommen unter tösendem Applaus auf die Bühne. Kemo The Blaxican ist sofort zu erkennen an seinem
Riesenafro. Ives Irie legt blass im
Gesicht aber voller Bumms los und es ging ab von da an. Die Anwesenden feierten und waren zum Großteil
‚alte‘ Fans der 90er Jahre Rapper. Der Altersdurchschnitt war zu meiner Freude höher als bei den meisten Konzerten des Genres. Alles gut und wurde besser. Ives tut sich nach ein paar Songs keinen Zwang an und zündet sich eine Marihuana-Zigarette an.
Als gutes Vorbild von Menschen mit schlechten Gewohnheiten, zeigt er natürlich Kiffergröße und gibt ins Publikum die Spaßzigarette weiter. Bei diesen Herren der ersten Stunden des Hip-Hop ist man sich ziemlich schnell einig, dass sie nicht nur Old-School sind, auch die neuen Scheiben sind ein Hammer. Mein Favorit ist noch immer „California“. Zum Siedepunkt der Begeisterung kommt es im Publikum verständlicherweise bei den alten schon 20 Jahre alten Nummern. Als dann auch noch von Ives und Kemo Tequila mit Hilfe einer Chica Morena durchgegeben wird, sind viele im Flaschengeist schon in East Los Angeles. Ich war begeistert, weil wir uns mit meinen Leuten wie vor 20 Jahren in Schulzeiten fühlten, als diese Musik und der Chicano Stil uns gefangen hatte.
Da fielen mir die T-Shirts ein, die ich kaufen wollte und ging vor Ende des letzten Songs nochmal zum Fanstore ohne Verkäufer. Doch ich war zu spät, die meisten waren schon weg. Ich konnte aber noch eines ergattern, zwar nicht das, das ich wollte und leider den gleichen Druck wie mein Freund, aber ich war froh noch eines bekommen zu haben, das mir gut gefiel. Wir hatten unheilig viel Spaß und ich hatte dieses geile T-Shirt, das mich als Espolon-Tequila Trinker und Delinquent Habits Fan erkennen lässt mit der typisch mexikanischen Totenkultfigur.
Die meisten von uns gingen sehr gut gelaunt und zufrieden, manche mit einem Gang der einen leichten Gangsta Style hatte, vom Konzert. Mir war klar dass zum Albumnamen „It Could Be Round Two“ nur eine ungefragte Antwort zu geben war. Yes – a third one too definitely.