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Die Musical Neuauflage Barricade nach dem Roman von Victor Hugos Klassiker „Les Miserables“ ging in Wien zum ersten Mal über die Bühne. Eine zunächst volle Stadthalle schien sich mit jeder Gesangseinlage immer weiter zu leeren. Ein karges Bühnenbild und unzufriedene Zuschauer waren die Folge einer eigentlich gesanglich sehr gut einstudierten Bühnenshow. SCHiCK war dabei. 

Schon bevor dieses Stück das Licht der Wiener Bühne erblickte, gab es von allen Seiten einen Aufschrei. Der Grund der Aufregung war die angebliche Falschwerbung, die Interessierte im Glauben lassen sollte, dass es sich um das Original Musical Les Misérables  von Claude-Michel Schönberg (Musik) und Alain Boublil (Libretto) handelt.

Sogar als das Stück in „Barricade“ umgeändert wurde und die Werbebanner umgestellt wurden, kehrte keine Ruhe ein. Trotz ausdrücklichen Hinweisen, dass es sich um eine Neuauflage des gleichnamigen Romans handelt, waren dennoch zahlreiche Kartenkäufer sichtlich überrascht. Wütende Hasspostings waren das Ergebnis, die einen guten Start für das neue Ensemble fast unmöglich machten. SCHiCK ist der Meinung, dass jedes Stück eine Chance verdient hat. Um sich selber ein Bild zu machen, begaben wir uns in das Musicalgetümmel.

Den Beginn machen die Gemächer des flüchtigen Jean Valjean, der sich ein Leben als Bürgermeister Madeleine aufgebaut hat. Eine der Elenden (Fantine) liegt im Kindsbett und schreit nach ihrer verlorenen Tochter Cosette, die den Wirtsleuten Thenardier überlassen worden ist. Nach dem Auftreten von Javert flüchtet Valjean aber mit dem Versprechen an Fantine, dass er ihre Tochter finden wird und alles für sie tun wird. Die Frau findet den Tod und Valjean sein Lebensziel. Cosette wird von ihrem Ziehvater von den Thenardiers gerettet und beide fliehen nach Paris.

Marius trifft zum ersten Mal auf seine Seelengefährtin im Jardin de Luxembourg und verliebt sich sogleich Hals über Kopf in das hübsche Mädchen.

Jean Valjean wird hinterlistig von Eponine in die Stube íhrer Eltern Thenardiers gelockt und, nach einem Durcheinander trifft auch  Javert ein, der von Marius, unwissend was er getan hat, auf den Plan gerufen wurde. Wieder flieht Valjean und versucht so rasch wie möglich mit seiner Tochter nach London zu kommen. Diese hat sich aber schon der Liebe zu Marius hingegeben, der sie mit Hilfe von Eponine gefunden hat.

Marius der seine Geliebte zu verlieren glaubt, schickt ihr einen Brief, in dem er ihr mitteilt, dass er an die Barrikaden gehen wird. Da Valjean realisiert, dass er seine Tochter nicht gegen ihren Willen halten kann, entschließt er sich dem zukünftigen Schwiegersohn zu helfen.

An den Barrikaden, ist die Hölle los. Eponine stirbt an der Front während der Pariser Gefechte, gesteht jedoch noch unter ihrem letzten Atemzug ihre unerwiderte Liebe zu dem jungen Studenten. Mit einem echten Bühnenkuss, verabschiedet sich die hübsche Protagonistin in den Armen ihres Angebeteten.

Aufgeheizt von den vielen Verlusten wird Javert in der Mitte des Gefechtes als Spitzel entlarvt und in letzter Sekunde von seinem Erzfeind gerettet, der behauptet er werde ihn selbst richten. Da der Inspektor nicht damit leben kann, dass er Valjean sein Leben verdankt, begeht er Selbstmord.

Marius, der von einer Kugel getroffen worden ist, wird in der Zwischenzeit von seinem zukünftigen Schwiegervater durch die Kanalisation getragen. Hier trifft er auf Thenardier, der ihn nicht erkennt, aber auf Beutejagd ist. Er stiehlt Marius Ring, was ihm im späteren Verlauf zum Verhängnis wird.

Nach Marius Genesung findet einige Monate später ein rauschendes Fest statt. Marius darf endlich seine Geliebte zur Frau nehmen. Während der Hochzeit beichtet Valjean seinem neuen Sohn  seine Vergangenheit, bitte diesen jedoch seiner Ziehtochter nichts zu erzählen.

Nach geraumer Zeit, zieht sich Jean immer mehr von seiner Tochter zurück. Nach einem Erpressungsversuch des Thenardier Paares,  erkennt Marius die Gutmütigkeit Valjeans, da er seinen Ring in den Händen des Gauners Thenardier wiedererkannt.

Rasch packt er seine Frau und eilt zu ihrem Vater. Zu spät, denn Valjean liegt im Sterben. Mit der Bitte ihm von dem Garten zu erzählen, in dem die Vögel zwitschern und die Blüten blühen, verstirbt der gute Mann in den Armen von Cosette.

Alles in Allem, eine tragische Geschichte, die musikalisch nett untermalt wurde. Die Stimmen der Protagonisten waren klar und ließen keine Wünsche offen. Wer die Original Musik erwartet hat, wurde enttäuscht, denn es war eine komplette Neukomposition und Inszenierung, die nichts mit dem bekannten Titel zu tun hatte. Spätestens nach der zweiten Hälfte, war das Publikum auf ca.60% der Anwesenden geschrumpft und der Applaus schien nur noch aus Höflichkeit stattzufinden. Meiner Meinung nach ziemlich übertrieben, denn die Sänger gaben wirklich alles in ihrer Macht stehende, um das Stück erfolgreich zu einem Ende zu führen. Da ich persönlich das Original nie gesehen habe, bin ich sozusagen ohne jede Erwartung hingegangen.

Dafür, dass es eine sehr neue Produktion ist, haben Esther Hilsberg (Komposition) und Holger Potocki, Bianca Hein (Libretto) sich wirklich Mühe gegeben. Das Bühnenbild war ein zwar wenig karg und erinnerte an eine Fußballabsperrung, die sich auch nicht beim Drehen der Bühne besserte,  aber das ist wohl Geschmacksache. Auch die Geschichte hatte leichte Lücken und ließ Laien, die das Buch nicht kannten im Dunkeln stehen.

Marius wurde gespielt von Marc Lamberty, Cosette von Marilyne Bäjen, Andrea Matthias Pagina mimte Jean Valjean und Kerstin Kaiser begeisterte als Eponine. Stimmlich hat mir wohl die Rolle der Eponine am Besten gefallen, es kann aber auch damit zusammenhängen, dass die tragischen Besetzungen meine Favoriten sind.

Die große Frage bleibt jedoch, ob dieses Musical weiterzuempfehlen ist? Als großes Musical wird es wohl noch lange nicht an das Original herankommen, da die musikalische Messlatte einfach sehr hoch gesteckt ist, jedoch ist es eine Alternative, um eine neue Version kennenzulernen. Eine Menge Geduld und keine großen Erwartungen sind wohl das Um und Auf, um nicht zu sehr enttäuscht zu werden. Nur kostenmäßig vielleicht nicht ganz ideal, da auch das Original ungefähr dieselbe Preisklasse bestreitet.

SCHiCK wünscht für die zukünftigen Auftritte viel Erfolg und würde raten das nächste Mal mehr Informationen einzuholen über das Stück mittels YouTube Videos und Social Media Seiten, um ein böses Erwachen zu vermeiden.

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