Die Königin der Wiener Fesch’ Spiele
Ein SCHiCKes Interview
mit Callisti-Designerin Martina Müller
Fulminant, extravagant, mutig, einzigartig, farbenreich – es gibt wohl unzählige Adjektive, welche die diesjährige MQ Vienna Fashion Week beschreiben könnten. Ein großartiges Event, das auch heuer sage und schreibe 10.000 modebegeisterte Besucher anlockte. Insgesamt nahmen rund 80 Labels an der diesjährigen Fashion Week teil und präsentierten Kollektionen, die ebenso vielseitig wie auch einzigartig waren.
Wenn Zigi Mueller-Matyas, Elvyra Geyer und Maria Oberfrank zur Fashion Week laden, dann ist eines gewiss: Es wird schick – und zwar richtig! Zum mittlerweile 9. Mal ging das Event nun über die Bühne und hunderte Models über den Laufsteg. Neben neuen Jungtalenten waren jedoch auch ein paar bekannte Gesichter wieder dabei. Unter ihnen die erfolgreiche Designerin Martina Müller mit ihrem Label Callisti.
Eine Show, wie sie wohl im Lehrbuch der „How to make a real Fashionshow“ stehen könnte. Standing Ovations, tobender Beifall und eine Kollektion, die nicht nur durch Ready-to-wear, sondern auch durch Extravaganz und schlichtem Chic besticht. Die Tatsache, dass neben Leder und transparenten Stoffen auch das Farbspektrum, welches wohl im dunklen bis sehr sehr dunklen Bereich angesiedelt werden kann, das Label Callisti charakterisiert, ist nur ein Grund, warum man die neue Kollektion einfach lieben muss. Martina Müllers Show galt als eines der absoluten Highlights der diesjährigen MQ Vienna Fashion Week und das völlig zu Recht. Dass die Leute eben ein bisschen länger warten mussten, bis es dann endlich los ging, war jedoch kein Problem – immerhin weiß man ja, dass sich das Warten lohnen wird.
Als es dann endlich so weit war und das Licht langsam ausging, entstand eine Stimmung, die wohl am besten als eine Mischung aus Gebanntheit und Euphorie zu bezeichnen wäre. Ein kurzer, mystischer, wenn nicht sogar etwas verrucht andeutender Imagefilm läutet den Beginn der Show ein und zieht die Gäste in den Callisti-Bann. Eine Welt, in der Extravaganz, Lässigkeit, Erotik und Detailverliebtheit nicht nur koexistieren, sondern ineinander übergehen und so diesen ganz spezifischen Stil Callistis entstehen lassen. Was anschließend auf dem Laufsteg zu sehen war, spielte sich wohl zwischen irgendwo zwischen Avantgarde, Verführung und klassischer Schlichtheit ab. Ganz im Sinne der Philosophie Martina Müllers „Reduce to the Maximum“, doch immer mit einem ausgefeilten Gespür für Eleganz und erstklassigen Stil. Und kaum ein Outfit könnte dieser Beschreibung näher kommen als das fulminante Schlusskleid. Denn wer eine Show von Callisti besucht, weiß, dass man hier sicherlich kein obligatorisches weißes Brautkleid zu sehen bekommt. Nein, Martina Müller ist eben anders, eben einzigartig, und in diesem Sinne soll die Show auch beendet werden. Nämlich mit einem bodenlangen, fließenden, schwarzen Seidenkleid, dessen extravaganter Schlitz bis zur Hüfte viele an Angelina Jolie’s Auftritt in Mr. & Mrs. Smith erinnerte. Zugegeben, einige warteten nur darauf, bis der erste männliche Besucher aus der Front Row lechzend nach vorne überkippen würde. Allerdings blieb ein solcher Zwischenfall doch relativ überraschend aus. Nichtsdestotrotz eine unglaubliche Show einer wunderbaren Designerin, die genau weiß, wie man divergente Materialen zu einer sagenhaften Komposition zusammenführt.
Natürlich hat sich SCHiCK die Chance nicht entgehen lassen, der talentierten Designerin Martina Müller im Anschluss an ihre Show einige Fragen zu ihrer Kollektion, zu Wien und über den perfekten Callisti-Look zu stellen.
SCHiCK im Interview
mit Callisti Designerin Martina Müller
SCHiCK: Zuerst einmal Gratulation zu Ihrer gestrigen Fashion-Show, die erneut mit Standing Ovations und tobendem Beifall belohnt wurde. Sie haben ja bereits mehrmals im Rahmen der MQ Vienna Fashion Week Ihre Kollektionen präsentiert. Was hat sich im Vergleich zu Ihrem Debüt verändert?
Martina Müller: DANKE 🙂 Die Kollektion wird von Jahr zu Jahr umfangreicher und wahrscheinlich auch ausgereifter, alles wird organisierter, mehr Models in der Show, seit 3 Jahren auch Männermode. Man versucht natürlich immer noch eines draufzustehen: z.B. dieses Jahr haben wir einen mega Image-Film als Vorspann bei der MQ Vienna Fashion Week gezeigt.
SCHiCK: Liegen die Nerven nach wie vor blank, bevor eine Show beginnt?
Martina Müller: Absolut, und das muss auch so sein. Ich muss und möchte das Ganze so richtig spüren. Wenn es mal nicht mehr so wäre, dann wäre ich wohl nicht mehr mit meinem ganzen Herzblut dabei.
SCHiCK: Wenn Sie Ihr Label Callisti mit nur zwei Worten charakterisieren könnten, welche wären es?
Martina Müller: Sexy. Avantgarde.
SCHiCK: Ab wann wird, hinsichtlich des Stils sowie der Merkmale, aus einer Kollektion eine wahrhafte Callisti-Kollektion?
Martina Müller: Sobald die Key-Pieces geschaffen sind, welche die charakteristischen Merkmale vereinen. In einer CALLISTI-Kollektion dürfen die coolen sexy Avantgarde-Teile nicht fehlen, welche jede Kollektion vervollständigen.
SCHiCK: Haben Sie bei der Erarbeitung einer neuen Kollektion bereits das Endresultat vor Augen, oder entsteht vieles erst im Designprozess selbst?
Martina Müller: Es beginnt mit einer, zwei, drei Ideen, der Rest entsteht im Designprozess.
SCHiCK: Woraus oder woher beziehen Sie Ihre Inspirationen?
Martina Müller: Meist auf Reisen, da hat man Zeit, sich in ein Café zu setzen und Leute zu beobachten. Meist sehe ich ein bestimmtes Detail an einer Person bzw. deren Outfit. Ein Element, das ich interessant finde, aufgreife und in meiner Kollektion anders und für mein Empfinden aufregender oder spezieller einsetze und entwickle.
SCHiCK: Sie gründeten Callisiti bereits im Jahr 2007, was waren für Sie die größten Hürden, die Sie im Laufe Ihre Karriere überwinden mussten?
Martina Müller: Es gibt keine Hürden. Es gibt nur neue Herausforderungen.
SCHiCK: „Reduced to the maximum“ ist ein Grundgedanke des Callisti-Stils, leben Sie diese Philosophie auch in Ihrer privaten Garderobe aus?
Martina Müller: Absolut. Weniger ist mehr. Ich mag simple easy Schnitte und Designs, Muster, Rüschen und Maschen sind nichts für mich und Callisti.
SCHiCK: Würden Sie Wien als eine Modestadt bezeichnen, die es mit den berühmten Metropolen aufnehmen kann?
Martina Müller: Sagen wir so, Wien ist am guten Weg, und es tut sich viel im Bereich Mode bei uns. Das ist ja schon mal schön! Es wird kein Mailand und kein Paris, aber das soll es ja auch nicht.
SCHiCK: Was zeichnet Ihrer Meinung nach den österreichischen Streetstyle aus?
Martina Müller: Coolness, und legere Lässigkeit.
SCHiCK: Wie sieht ein typischer Tag bei Martina Müller aus?
Martina Müller: SEHR früh aufstehen, mit Kaffee (ganz wichtig) Mails checken, Materialien ordern und Administratives erledigen. Ab ins Atelier oder in den Store. Frühstück, Mittagspause oder geregelte Mahlzeiten gibt es bei mir nicht. Ich bin eigentlich ein Workaholic, das liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich meine Arbeit halt auch nicht als Arbeit sehe. Ich liebe, was ich tue!
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