Die Region Hochkönig im Salzkammergut
Speedige Wasser – Trails und lustige Schlammschlachten auf 1500 Meter Höhe
Umso näher wir dem Hochkönig kommen, umso finsterer wird es. Dunkle Wolken lassen immer wieder heftige Regenschauer auf unser Autodach niederprasseln. Die mächtigen Felswände und dicht bewachsenen Berghänge neben der Straße sind in graue Nebelschwaden gehüllt. Alles Fakten, die unsere Hoffnung auf zwei actionreiche Sommertage in dieser Traumregion immer mehr schwinden lassen. Geplant war, 5000 Höhenmeter am morgigen Tag mit den E-Mountainbikes hinter uns zu bringen…
2 Tage im Spa-Bereich des Hotels? Die Getränkekarte der Hotelbar von A bis Z auswendig lernen? Sämtliche Möglichkeiten eines Schlechtwetterprogramms schießen uns durch den Kopf. Endlich kommen wir in Maria Alm bei unserem Hotel, dem „Edelweiß“, an. Die herzliche Begrüßung durch die Leiterin des Tourismusverbandes (Christine Scharfetter) bei einem Sektempfang und das Kennenlernen der bayrischen Medienkollegen lässt uns zumindest unter dem zwischenmenschlichen Aspekt auf zwei schöne Tage hoffen.
Beim gemeinsamen Abendessen erhellen die mitunter köstlichsten „Kaasspatzen“, die ich je gegessen habe – und das sage ich als Tiroler – mein Gemüt rapide. Die Schlechtwetteroptionen von Fr. Scharfetter sind hervorragend, und ich freue mich immer mehr auf das bevorstehende Programm.
Auch die Freundlichkeit des Personals vom „Edelweiß“, das Service und die Zimmer sind mehr als zufriedenstellend. Nach einem Drink an der Bar falle ich müde ins Bett.
Tag 1
Voller Elan und Tatendrang sitzen wir beim Frühstück und sind trotz des schlechten Wetters auf die geplante Tour gespannt wie kleine Kinder vor dem Ausflug ins Schlaraffenland.
Wir brechen gemeinsam zu der E-Mountainbike Basisstation in Maria Alm auf. Zwei zuvorkommende und kompetente Guides geben uns eine ausführliche Einschulung und antworten auf jegliche Fragen, die auftauchen.
Los geht’s!
Im strömenden Regen (es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Ausrüstung!) führt uns der Weg über schlammige, beschotterte Forstwege durch den Wald Richtung Grießbachhütte auf 1500 Meter.
Auch die Anstrengung hält sich durch den Elektromotor in Grenzen, und man kann trotz des Regens und der sich immer wieder lichtenden Nebelschwaden die außerordentliche Schönheit der Berglandschaft genießen und hat Spaß am leichten Tritt in die Pedale.
Dann kurz vor der Hütte auf ca. 1200 Meter erwischt uns ein extremer Kälteeinbruch mit 1° Grad und leichtem Schneeregen.
Ich gebe mit unserem Guide Rupert ordentlich Gas, damit wir unsere erfrorenen Finger so schnell wie möglich in der Hütte wärmen können.
Geschafft!
Wir sind oben und sehen aus, als wären wir mit unserer gesamten Ausrüstung in eine Sumpflandschaft gesprungen. Jetzt die Akkus der Räder an die Ladestation anstecken und auf die Nachzügler warten.
In der gesamten Region gibt es 40 Ladestationen. Stehenbleiben wegen Saftlosigkeit ist definitiv ausgeschlossen!
Ich hänge meine nassen Sachen über den Ofen, gehe wieder in die Kälte und genieße die Almlandschaft. Ein kurzes Auflockern des Wetters lässt mich sogar einen Blick auf den Hundstein (2117m) erhaschen. Noch ein paar Züge der kristallklaren Luft und ich bin bereit für die nächsten Gaumenfreuden.
Nun sind auch die Letzten eingetroffen, und wir werden fürstlich von den netten Besitzern der Almhütte bewirtet. Es gibt zu meiner Freude wieder Käsespätzle und Kaiserschmarren.
Ich schwebe im siebten Himmel. Die kulinarischen Hochgenüsse lassen mich das Wetter und die Nässe vergessen.
Die Freude auf die Abfahrt ist groß! Mit vollen Akkus geht’s bergab.
Der Regen ist verschwunden, doch der Nebel bleibt.
Ich suche mir ein Downhillstück, schnalle mir die Go Pro 4 auf den Helm und gebe Gas.
Wegen Unterschätzung der Geschwindigkeit und Gewicht des Bikes erwische ich eine Rechtskurve nicht und lande direkt in der größten Kuhflade, die ich je gesehen habe.
Der Rest der Abfahrt geht in gemütlichem Tempo, aber unter bestialischem Gestank dahin. Nach einer Stunde kommen wir bei unserem Hotel an. Für heute ist es das Hotel „Bachschmied“. Ich wasche mir den Kuhmist von den Klamotten und nehme eine herrlich warme Dusche in meinem gemütlichen und sauberen Zimmer.
Das Wetter ist besser und ich kann von meinem großen Balkon den imposanten, leicht mit Schnee überzuckerten Hochkönig (2941m) sehen. Die Schönheit der Gegend ist atemberaubend.
Am Abend geht es mit Taxis zur Steinbockalm (1600m). Die Organisation durch den Tourismusverband ist perfekt. Es fehlt uns an nichts, und wir erfreuen uns an einem wieder mal köstlichen Abendessen.
Die Karte der Steinbockalm bietet für jeden etwas: von der klassischen regionalen Hausmannskost über Bratwurst bis hin zu – man mag’s kaum glauben – thailändischem Tom Yam Gung mit Garnelen. Nach einem kleinen Bergfeuer geht’s ins Hotel und ich begebe mich ins Land der Alpenträume. Leider wurden die großen Bergfeuer, welche immer um diese Zeit stattfinden, wegen der Witterung abgesagt. Zu gefährlich für die Bergwacht, um diese einzurichten. Anhand von Bildern und Erzählungen muss das ein Spektakel sein, das seinesgleichen. Von Gipfel zu Gipfel erstrecken sich lange Feuerketten. Ein Schauspiel wie von einer anderen Welt. Schade! Beim nächsten Mal!
Tag 2
Die Sonne kommt raus und wir sind wieder auf unseren E-Bikes Richtung der Kräuteralm Arbesreitsalm (1100m) unterwegs. Der Weg ist kurz und die Bäume strahlen eine angenehme Kühle aus.
Nach einer knappen Stunde begrüßen uns der Almwirt und seine Frau mit einem ausgiebigen Frühstück. Auf dem Tisch sind nur selbstgemachte Bioprodukte. Das schmeckt man!
Zur Verdauung gibt es noch einen selbstgebrannten Zirben-schnaps, von dem gleich zwei Flaschen mitgenommen werden.
Nach einer Führung durch den Kräutergarten machen wir uns für die kurze Abfahrt Richtung Hotel bereit. Im zackigen Fahrstil geht es über holprige Waldwege ins Tal zurück.Der Fahrtwind, die Geschwindigkeit und die unberührte Natur treiben leichte Melancholie in meinen Geist, da die Abfahrt nach Wien kurz bevorsteht.
Beim letzten gemeinsamen Treffen im Hotel kann man in allen Gesichtern die Freude und Zufriedenheit durch die letzten zwei Tage erkennen. Leider geht es jetzt Richtung Wien!
Fazit:
Egal ob adrenalinsüchtiger Profisportler, Hobbybergsteiger, Freerideskifahrer, Extremmountainbiker, kulinarischer Wunderweltenentdecker, Familienurlauber oder lebensabendgenießendes Ehepaar – die Region Hochkönig bietet für jede Altersgruppe etwas und erfüllt jegliche Ansprüche.
Während Papa in der Felswand an seine Grenzen geht, besucht die Frau Mama mit den Kindern eines der vielen Spa’s in den exzellenten Hotels oder macht eine leichte Wanderung zu den unzähligen Almhütten.
Ein besonderes Schmankerl des Tourismusverbandes ist die Hochkönig-Card.
Sie bietet Vergünstigungen für alle Aktivitäten, die das Herz begehrt.
Das Gebiet um den Hochkönig ist, unabhängig vom Wetter, ein Muss für Naturliebhaber, Genießer und Fans der actionreichen Freizeitgestaltung.
Wir hatten zwei traumhafte Tage, die am liebsten kein Ende gefunden hätten!