Justin Bieber im goldenen Käfig
Am 8. November ging das heiß ersehnte Event des Jahres über die Bühne: kein geringerer als der kanadische „Prince of Pop“ Justin Bieber beehrte Wien. Hunderte Mädchen und Jungs fanden sich in der Wiener Stadthalle ein, um ihrem Pop-Idol zu zeigen, dass auch sie laut schreien können. SCHiCK war dabei.
Es ist 19:30 Uhr und die erste Vorband MiC Lowry greift zu den Instrumenten. Doch wo sind die Zuschauer? Die warten noch zu Hunderten draussen vor der abgesperrten, nach einer Baustelle aussehenden Stadthalle auf den Einlass. Schafft es der hartgesottene Fan endlich vom Märzpark in die Halle, trennen nur noch volle Garderoben das Bieberherz vom eigentlichen Hauptact.
Pünktlich zur zweiten Vorband The Knocks um 20:00 Uhr hat sich schon der Großteil in der großen Halle versammelt. Autotunes und eher unscheinbar wirkende Musiker versuchen die Menge auf den Frauenschwarm vorzubereiten. Der voll ausverkaufte Saal besteht aus stehenden, kreischenden Mädchen, Frauen, Jungs und sogar Männern mit guten Ausreden. Wer sich da nach vorne kämpfen will, sollte sich warm anziehen, denn diese Fans lassen nicht mal ihre Oma vor.
Endlich ist es soweit Justin Bieber, der Schwarm und Liebling von Millionen betritt die Bühne im gläsernen Würfel. Geschrei, Tränen und die Musik übertönen fast die Stimme des Protagonisten. Während die Musik einsetzt, schreibt dieser jedoch seelenruhig die Worte „Mark my Wordz“ „Peace“ und „Love“ auf die Scheiben seines Glas-Gefängnisses. Jetzt sollte Zuschauer nur noch spiegelverkehrt lesen können. Beim dritten Song gibt es eine Zugabe, doch dieses Mal ist es ein goldener Käfig, der ihn von der Bühne abschottet, und somit lässt er viel Spielraum offen für Interpretationen.
Eine Lichtershow in US Manier, wie in Vegas lässt den Atem stocken. Nur gut, dass die blinkenden Lichtlein, die Pyrotechnik und die Lasershow keinen epileptischen Anfall bei irgendwem ausgelöst haben, zumindest nicht unseres Wissens nach. Beeindruckend sind auch die schwebenden Bühnen, die zig Tänzer und die schwebenden Artisten um Justin. Während sich seine Tänzer austoben, räkeln, sporteln und tanzen scheint der etwas angeschlagene und melancholisch wirkende Bieber nicht so ganz auf der Höhe zu sein. Das Mikro zwar in der Hand aber nicht vor dem Mund haltend scheint er die Texte im Kopf mitzusingen, nur schade, dass Fan nicht Gedanken lesen kann.
Dann ist es soweit, um sich von den Tanzstrapazen zu erholen, setzt der Schuckel sich mit seiner Akustikgitarre auf eine rote Couch auf der Bühne und trällert diesmal live „Cold Water“ , ein Song in dem er singt:
Everybody gets high sometimes, you know
What else can we do when we’re feeling low?
So take a deep breath and let it go
You shouldn’t be drowning on your own,..
Um ehrlich zu sein wirken dann seine Umarmungen und Danksagungen an seine Mitwirkenden doch sehr herzergreifend und charmant. Jeder Tänzer, Backgroundsänger und die Kinder die für einen seiner Tracks performen bekommen ein nettes Wort und ein Küsschen hier und dort. Ausser dem Geschrei der Mädels in den ersten Reihen, das von dem Artisten eher gleichgültig wahrgenommen wird, scheint die Aufregung von Reihe zu Reihe abzunehmen. In den letzten Reihen sieht man nur noch gähnende Gesichter und die ersten Zuseher verabschieden sich mit den Worten: „Ich schlaf gleich ein“ vom „good boy tryn to be bad“.
Nach ungefähr einer Stunde Getanze, sind erst einmal 20 Minuten Pause angesagt.
Auf einer Hebebühne zeigt das Musikgenie dann in der zweiten Hälfte, warum er diesen Titel verdient. Er legt eine grandiose Schlagzeugshow hin und die Menge scheint langsam aufzutauen. Mit einer kleinen Fragen und Antwort-Runde bringt der schüchtern und eher zurückhaltend wirkende Justin, die Herzen der Mädls in der ersten Reihe zum Schmelzen. Auf die Frage warum er das alles tut antwortet er, weil er seinen „purpose“ lebt, herumreisen kann, schon laaanggeee langgeee auf Tour ist, jede Nacht andere Gesichter sieht und weil es einfach „awesome“ ist. Dieses Wort scheint wohl an diesem Abend noch einige Male zu fallen. Mit einer eher traurigen Stimme antwortet er dann auf die Frage einer Kleinen ob er glücklich ist mit „Ja sehr“. Danach folgen einige Worte zur Purpose Tour. Sein Versuch der Menge zu erklären, dass jeder Mensch einen Platz im Leben hat und man alles daran setzen sollte es zu erreichen, scheint dann doch eher wir ein Versuch zu wirken sich selbst zu überzeugen. Damit läuft dann auch schon sein Song „purpose“.
Das weltweit gewohnte Geschrei der Mädchen beschränkt sich dann nur noch auf seine Aufrufe und mit „Sorry“ verabschiedet sich dann der süße Justin von seinen supertollen Fans in der Zugabe. Ein Wasserfall und echter Hallenregen lassen die Bühne in eine Wasserschlacht verwandeln und völlig durchnässt, gibt Bieber seinen Beliebers noch ein letztes Mal die Ehre, bevor er in der Versenkung verschwindet.
Alles in Allem eine beeindruckende Tanz– und Lichter- Show. Leider gesanglich ein wenig schwach, jedoch schön all jene Mega-erfolgreichen Tracks einmal live zu hören. Die Motivationslosigkeit des Künstlers hat jedoch in mir Mitleid gegenüber diesem armen 22-jährigen Jungen ausgelöst, der seit seiner Kindheit im Rampenlicht steht und völlig überfordert zu sein scheint von dem riesen Tumult, der um ihn gemacht wird. SCHiCK ist trotzdem von seiner Kraft, diesem Druck standzuhalten begeistert und wünscht ihm noch viel Kraft auf seiner noch laaaaaangen Tour. Wer ihn in Wien verpasst hat, kann ihn noch bis zum 24. April auf seiner Welt-Tournee erwischen.
Justin Bieber
KÜNSTLER-WEBSITE: www.justinbiebermusic.com
Justin Bieber @ FB: www.facebook.com/JustinBieber
TOURDATEN
11. November Krakau, Polen
12. November Tschechische Republik
14. November Hamburg, Deutschland
16. November Frankfurt am Main, Deutschland
17. November Zürich, Schweiz
19. November Bologna, Italien
20. November Metropolitan City of Bologna, Italien
22. November Barcelona, Spanien
23. November Madrid, Spanien
25. November Lisbon, Portugal
28. November London, Vereinigtes Königreich
29. November London, Vereinigtes Königreich
31. Dezember Miami Beach, FL, Vereinigte Staaten
15. Februar Guadalupe, NL, Mexiko
18. Februar Mexico City, Mexiko
19. Februar Mexico City, Mexiko
06. März Perth WA, Australien
10. März Docklands VIC, Australia
13. März Milton QLD, Australien
15. März Sydney Olympic Park NSW, Australien
18. März Auckland, Neuseeland
23. März Santiago Metropolitan Region, Ñuñoa, Chile
01. April São Paulo, State of São Paulo, Brasilien
02. April São Paulo, State of São Paulo, Brasilien
08. April Ecuador
15. April Punta Cana, Dominikanische Republik
18. April San Juan, Puerto Rico
21. April Panama City, Panama
24. April San José Province, San José, Costa Rica