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Während Maria Happel erst kürzlich in Friedrich Dürrenmatts Klassiker im Wiener Burgtheater auf Rachefeldzug ging, verkörperte Grande Dame Andrea Jonasson am vergangenen Premieren-Donnerstag (18.10.) am Theater in der Josefstadt  die  rachsüchtige Rich-Bitch Claire Zachanassian mit authentischer Meisterhaftigkeit. Regie führte Stephan Müller.

Rache abseits von Hollywood: Im Gegensatz zu Quentin Tarantinos Filmklassiker „Kill Bill“ übt hier eine schwerreiche, alte Frau (und ja, auch Braut!) Vergeltung an ihrer Jugendliebe Alfred Ill. Bill wird zu Ill. Das Motiv, das im Stück „Der Besuch der alten Dame“ vorliegt ist wohl bis heute der Inbegriff einer schwer monetären Tragik-Komödie und könnte aufgrund seiner starken Überzeichnung auch durchaus einem Tarantino-Streifen entstanden sein. 

In der Nachkriegszeit gab es nicht nur in Friedrich Dürrenmatts Heimat, der Schweiz, einen starken ökonomischen Aufschwung. Die aufstrebende Wirtschaft und das damit verbundene Geld prägte die gesellschaftliche Stimmung, der allgemeine Wohlstand stieg rasant an. Dies führte zu einem sogenannten Mentalitäts-Change. Geld wurde, wie so oft in der Geschichte, als wichtigstes und höchstes Gut angesehen. Menschen weltweit glaubten – und glauben bis heute – mit Geld sei alles machbar. Das mag zum Teil auch stimmen. Aber eben nur zum Teil. 

Denn wie viel ist ein Menschenleben überhaupt wert? Unstillbarer Reichtum (und Leben auf Kredit) führen in den meisten Fällen unweigerlich zu einem Verlust des menschlichen Wertesystems, machen Freunde zu Feinden und Menschen zu Mördern. Geld kann niemals etwas so Lebensnotwendiges wie Gesundheit, Liebe oder Moral erkaufen. Das Schicksal der männlichen Hauptfigur Alfred Ill wird  im „Besuch der alten Dame“ ausschließlich von der Geldgier der Bewohner Güllens bestimmt – initiiert durch die bitterböse Rache einer zu Wohlstand gekommenen Dirne, die statt einem Kampfschwert ihr Bankkonto einsetzt.

Mit ungewöhnlich hohem medialen Aufgebot versammeln sich also die Güllener samt angereister Presse, um die Milliardenschwere Unternehmerin Claire Zachanassin (fabelhaft in ihrem Element: Andrea Jonasson) zu empfangen, die nach 45 Jahren zurück in ihre Heimat kommt, um einen perfiden Rachefeldzug  an ihrer Jugendliebe Alfred Ill (Michael König) zu nehmen. Den Namen „Zachanassian“ hat Dürrenmatt übrigens aus den Nachnamen der historischen Milliardäre Zaharoff, Onassis und Gulbenkian zusammengesetzt. 

Doch zurück zum eigentlichen Ursprung allen Übels: Um einer Vaterschaft zu entgehen, bestach Ill einst zwei wichtige Zeugen in seinem Prozess gegen die erst 17-jährige schwangere Claire, die in der Folge bei Nacht und Nebel aus Güllen und vor der Schande fliehen musste. Während Alfred aus finanziellen Gründen die Tochter eines Ladenbesitzers ehelichte (Elfriede Schüsseleder) und ihm zwei gesunde Kinder geschenkt wurden (Grazil und schön anzusehen wie einst Grace Kelly: Gioia Osthoff und Bad-Boy-Sohn Tobias Reinthaller),  starb Claires uneheliches Kind abseits der Mutter mit nur einem Jahr.

45 Jahre später ist Güllen ein krisengeschütteltes, Kleinstädtchen mit einer implodierten Industrie (auch hier hat die perfide Alte natürlich längst ihre Hände im Spiel) und noch existenziell kollabierteren Charakteren, wie zum Beispiel der hinterlistig und körperlich verwitterte Bürgermeister (Siegfried Walther), der minderintellektuelle Dorflehrer (großartig: André Pohl), der wendehalsige Dorfarzt (Alexander Strobele) der spleenig-gruslige Dorfpfarrer (Johannes Seilern), der schließlich auch zum Sünder wird oder der auf Rambo aufgepumpte Gesetzeshüter (Oliver Huether). 

Und so macht die mittlerweile zu 90 Prozent aus Prothesen bestehende Zachanassian bei ihrem Ehrenbankett auch gleich tabula rasa: Sie will der Stadt und seinen Bewohnern eine Milliarde für den Tod jenes Mannes zahlen, der sie in Jugendjahren eiskalt abserviert hat. Dieses höchst unmoralische Angebot macht die Bewohner Güllens zu Richter und Henker gleicherlei. Zeigen sie sich anfangs noch loyal gegenüber Ill, ist die Versuchung eines endlich realisierbaren Luxuslebens auf Dauer einfach zu groß. Nicht nur der Bürgermeister, Lehrer, Arzt, Polizist und Pfarrer verfallen dem schnöden Mammon, selbst seine eigene Familie wendet sich unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit schließlich gegen ihn.

Ill muss sich in Güllen wie einst Julius Cäsar in jenem unheilvollen Senatssaal fühlen, wo er, mit grausamer Vorahnung, jederzeit von seinen Freunden und Vertrauten wie ein wildes Tier getötet werden kann. Der Panther (auch Ills ehemaliger Kosename) der Milliardärin ist noch dazu entlaufen und bietet den Bürgern somit das perfekte Alibi, sich zu bewaffnen. 

Die immer aufdringlicher werdende Präsenz der TV-Reporterinnen (Martina Stilp und Alexandra Krismer) zeigt unsere gegenwärtige Senstations-Geilheit mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Trotz des pechschwarzen Humors des Stückes bleibt einem das Lachen aber spätestens in der filmisch aufbereiteten Hinrichtungsszene Ills im Halse stecken. Die ehemals loyalen Freunde mutieren zum todbringenden Brutus.

Die langgeplante Rache hat Claire schließlich bekommen. Der Preis dafür war allerdings nicht nur in finanzieller Hinsicht enorm hoch. Sie ist nicht wie Uma Thurman im Film die strahlende Siegerin, die mit aller Kraft für sich und ihr Kind Gerechtigkeit erkämpfte. Nein, zurück bleibt lediglich ein körperliches, seelisches wie moralisches Wrack in edlem Zwirn (Kostüm Birgit Hutter. Die Idee mit den gelben Schuhen gefällt, die Kleider von Claire und Ills Tochter sind ein Traum).

Großartig ist auch das Bühnenbild von Sophie Lux, klug die Idee der Videoprojektionen, die eine moderne „Breaking-News“-Berichterstattung und Aktualität vermitteln, wenn auch mit kleinen Fehlern hie und da. Die fehlende Lippen-Synchronität  mag hier vielleicht sogar erwünscht sein, man weiß es nicht. Die (Lounge-) Musik von Fabian Kalker schafft es, gewisse Längen kurzweiliger und amüsanter zu gestalten. 

Besonders herausragend waren an diesem Abend vor allem drei Personen: Andrea Jonasson als menschlich gebrechliche und geistig beinharte Geschäftsfrau, Markus Kofler als Zachanassians amüsanter Haus-und Hofbutler (das Königsfach Komödie liegt ihm einfach) sowie deren italienischer Ehemann (Lukas Spisser), der seine Situationskomik so bravurös ausspielt, dass man ihm Rosen streuen möchte. König spielt den unfreiwilligen Märtyrer eine Spur zu überspitzt. Dem Publikum hat’s gefallen.

Fazit: Keine legendäre aber zumindest eine originelle wie topaktuelle Version des beliebten Bühnenklassikers. Am zweiten Teil hätte Regisseur Stephan Müller vielleicht noch etwas arbeiten können. Ansonsten ein durchwegs amüsanter Abend, der uns zeitweise erschauern lässt.

 

 

TRAILER: Jan Frankl

BESETZUNG

REGIE
Stephan Müller

BÜHNENBILD & VIDEOS
Sophie Lux

KOSTÜME
Birgit Hutter

MUSIK
Fabian Kalker

DRAMATURGIE
Barbara Nowotny

LICHT
Pepe Starman


Claire Zachanassian, geb. Wäscher: Andrea Jonasson
Ihre Gatten: Lukas Spisser

Ihr Butler: Markus Kofler

Alfred Ill: Michael König
Bürgermeister: Siegfried Walther

Pfarrer: Johannes Seilern
Arzt: Alexander Stroblele
Lehrer: André Pohl
Polizist: Oliver Huether
Ills Frau:  Elfriede Schüsseleder
Ills Tochter: Gioia Osthoff
Ills Sohn: Tobias Reinthaller

Reporterin I: Martina Stilp / Reporterin II: Alexandra Krismer

Blumenmädchen: Arwen Hollweg/ Anna Breyvogel

 

THEATER IN DER JOSEFSTADT
Josefstädter Straße 26
1080 Wien

WEBSITE: www.josefstadt.org
FACEBOOK: www.facebook.com/TheaterinderJosefstadt

 

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