Mach mal „Feng“, aber „Shui“
Feng Shui – die Lehre über Harmonie von Mensch und Raum
Christina Fischer, Baujahr 1969, und ich kennen uns schon seit einigen Jahren aus der IT-Branche, wo sie bei verschiedenen namhaften System- und Lösungshäusern sehr erfolgreich im mittleren Management tätig war.
Die Ankündigung über ihre neue Selbstständigkeit in den sozialen Medien machte mich neugierig, und ich bat um ein Interview.
„Immer mehr Frauen entdecken die Selbstständigkeit für sich. Warum?“
Christina Fischer
Bei einem gemütlichen Frühstück im Haus von Christina Fischer und ihrem Ehemann, der selbst selbstständiger Grafiker ist, sitzen wir gemütlich zusammen und plaudern darüber, warum sich immer mehr Frauen nach einer erfolgreichen und langjährigen Karriere entschließen, nochmals komplett neu durchzustarten.
SCHiCK: Warum hast du dich Anfang diesen Jahres entschlossen, dich selbstständig zu machen und eine komplett neue Richtung eingeschlagen?
CF: Kurz gesagt ist der Grund hierfür, dass ich nicht mehr in einem Hamsterrad arbeiten wollte. Ich vermisste seitens der Unternehmen konforme Führungsmodalitäten und Kompetenzen. Es fehlte an Entfaltungsmöglichkeiten und an Kreativität. Da ich eine „Macherin“ bin und nicht länger zusehen wollte, hab ich mich für diesen Weg entschlossen.
„Ich bin einfach eine „Macherin.“
SCHiCK: Was bedeutet eigentlich Feng Shui?
CF: Wind und Wasser, genauer: der Wind reitet das Wasser. Es gibt verschiedene Arten von Feng Shui. Am bekanntesten ist wohl das – ich nenne es MC Feng Shui oder auch Bagua Feng Shui. Ist sicher gut, weniger zeitaufwendig für der Berater, aber oberflächlich. Tiefgründiger und genauer ist das klassische Feng Shui und die Schule der fliegenden Sterne. Feng Shui ist eine 3.000 Jahre alte Lehre über Harmonie von Mensch und Raum, und wird vor allem im asiatischen Raum sehr ernst genommen. In Europa kommt es wieder immer mehr zum Einsatz und wird auch im Businessbereich vermehrt eingesetzt. Ich denke, es ist jetzt die richtige Zeit.
„Für Feng Shui ist jetzt die richtige Zeit – auch hier in Österreich!“
SCHiCK: Wie kommt man von IT auf Feng Shui?
CF: Das Thema Mensch, Raum und Farben begleitet mich schon sehr lange. Und durch meinen Coach ist es dann Feng Shui geworden. Es hat mich eigentlich anfangs eher irritiert… vor vielen Jahren bin ich schon einmal mit Feng Shui in Kontakt gekommen, aber es fehlte mir irgendwie der Zugang zu diesem Thema. Die einschlägige Literatur führte eher zur Verwirrung. Ich fand es kitschig und unrealistisch. Ich hatte für die Symbole des Ostens, z.B. Drachen usw. kein Verständnis und auch keinen Zugang, es war mir zu esoterisch. Ich suchte den Sinn und Zweck, das Wieso und Warum. So kam ich dann doch wieder auf das Thema zurück und stellte auch während meiner Ausbildung und vielen Gesprächen mit meiner Verwandtschaft fest, dass ich immer schon ein Faible für Raumgestaltung, Farben und Schönheitssinn hatte.
„Ich stell mir sicher keine Drachen auf den Schreibtisch!“
Im Alltag in der IT hat man für solche Dinge nicht viel Raum und nicht viel Zeit. Da ging das leider wieder unter. Diese Liebe zur Harmonie, zu Farben und Gegenständen kam dann vor circa drei Jahren wieder, als wir begonnen haben, dieses Haus zu bauen. Und dadurch wollte ich eigentlich mehr darüber wissen.
SCHiCK: Wie wird man Feng Shui-Beraterin?
CF: Bei der Suche nach einer vernünftigen Ausbildung fand ich eine Trainerin, die im Canada Research Center vor 12 Jahren studiert hatte und diese Ausbildung nun in Österreich anbot. Diese Ausbildung war anspruchsvoll und nicht so einfach, wie ich dachte, es gehört schon mehr dazu als nur einfach eine Farbe an die Wand zu malen. Im ersten Moment war ich sogar etwas desillusioniert und stellte schnell fest, dass es sich hier um handfestes Know-How handelte, das man wirklich lernen und studieren musste. Die Feng Shui-Schule der „fliegenden Sterne“ basiert auf genaueste Messungen, Beobachtungen und Berechnungen. Für uns Europäer klingen diese asiatischen Bezeichnungen vielleicht etwas komisch. Es handelt sich aber schlichtweg um Energien, die fließen, die unsere Umgebung beeinflussen, und diese kann man tatsächlich mittels Formeln berechnen.
SCHiCK: Wie muss ich mir das jetzt vorstellen? Läufst du mit Taschenrechner und Kompass durch das Gebäude?
CF: Faktoren für die Berechnung sind das Baujahr des Hauses oder das Jahr, an dem gravierende bauliche Maßnahmen stattfanden, sowie die Ausrichtung des Hauses nach den Himmelsrichtungen. Gemessen wird mit dem Lopan. Das sind die grundsätzlichen Faktoren. Dann kommen noch die persönlichen Sterne der Bewohner oder Kollegen, die sogenannten Ming Guas, die „Persönlichkeitssterne“ hinzu, die mittels Geburtsdatum errechnet werden. Das ist dann das persönliche Element. Ich bin z.b. dem Element Erde zugeordnet. Dies wiederum entspricht gewissen Qualitäten, die jeder hat.
SCHiCK: Thema Selbstversuch. Hast du dein Arbeitszimmer auch danach eingerichtet?
CF: Stimmt (lacht). Ich habe festgestellt, dass mein Mann und ich dem Element Erde angehören und dementsprechend habe ich zu allererst „ausgemistet“, das ist sehr wichtig im Feng Shui, und dann lt. den Berechnungen die richtigen Farben gewählt. Im Arbeitsumfeld halte ich nicht viel von Accessoires, da ich finde, dass man sich aufs Wesentliche konzentrieren sollte.
„Ich merke eigentlich schon beim Betreten eines Unternehmens, dass was nicht in Ordnung ist.“
SCHiCK: Wie funktioniert das in der Arbeitswelt, also bei Unternehmen mit großen Büros? Spielt es eine Rolle, in welcher Himmelsrichtung die jeweiligen Abteilungen untergebracht sind?
CF: Natürlich. Grundsätzlich ist der Standort und die Ausrichtung eines Büros sowie die Aufteilung der verschiedenen Arbeitsbereiche wichtig. Aber auch das Umfeld und die Einflüsse von Außen sind zu beachten, z.b. was sehe ich, wenn ich aus dem Fenster sehe, was kommt da für eine Energie herein, ist da Bewegung oder eine Feuermauer, usw… Wo ist die Türe platziert, wird meine Firma erkannt, gesehen. Wie sind die Schreibtische angeordnet.
Dass etwas nicht stimmt, kann man an Mitarbeiter-Fluktuationen und häufigen Krankenständen eigentlich schon erkennen. Manchmal sind es ganz einfache Dinge, wie Luftzug, die den Mitarbeiter, Führungskräfte oder sogar die Konzernführung in seiner Konzentration schwächen oder gar krank oder aggressiv machen. Eigentlich vieles, was einem der gesunde Hausverstand schon sagt. Ich nehme solche Empfindungen der Mitarbeiter sehr ernst. Das wird dann natürlich auch in der Neugestaltung berücksichtigt. Ich merke eigentlich schon beim Betreten eines Unternehmens, dass was nicht in Ordnung ist.
SCHiCK: Spielt die Architektur des Hauses auch eine Rolle?
CF: Der Aufbau eines Gebäudes, in dem sich ein Unternehmen niederlässt, ist extrem wichtig. Auf Säulen gebaute Gebäude sind z.B. für gewisse Branchen eher schlecht. Ein gutes Beispiel für schlecht gewählte Gebäudeform im Zusammenhang mit der Dienstleistung ist die Hypo. Was ich damit sagen will, ist, dass es auf die Aufgabe des Unternehmens, der Abteilung ankommt. Auch die modernen Glasgebäude halte ich für die darin arbeitenden Menschen nicht für angenehm. Menschen brauchen, um sich konzentrieren zu können, einen gestärkten Rücken. Also auch „Rückzugsmöglichkeiten“. Ich frage mich, wie fühlen sich die Menschen, deren Schreibtische in einem Glaskäfig stehen. Wo haben diese einen gestärkten Rücken, um mit Kunden zu verhandeln. Wo finden sie Ruhe und Kraft, um konzentriert ihre Arbeit zu machen. Die vielen Rückenschmerzen müssen ja von irgendwo herkommen.
„Ein gutes Beispiel für schlecht gewählte Gebäudeformen im Zusammenhang mit Dienstleistungen ist die Hypo Alpe Adria. „
SCHiCK: Wie finden dich deine Kunden? Wie akquirierst du diese? Ist das Bewusstsein über Harmonie am Arbeitsplatz überhaupt schon in Europa angekommen? Steht nicht nach wie vor die Zweckmäßigkeit im Vordergrund?
CF: Wenn sich jemand über Feng Shui oder Raumdynamik, wie ich es auch gerne nenne, bei mir informiert, ist meistens schon eine gewisse Aufgeschlossenheit vorhanden. Es wird schon nach Lösungen gesucht, um betriebliche Blockaden und Probleme zu lösen. Hat vielleicht auch schon gemerkt, dass die üblichen Wege wie z.B. Vertriebstrainings, Gespräche etc. nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Man hat vielleicht auch schon von dem einen oder anderen etwas über das Thema gehört. Meine Kunden sind naturgemäß aus meinem IT-Netzwerk bzw. kommen über Empfehlung. Wichtig ist die Vertrauensbasis.
SCHiCK: Was ist der Benefit von Feng Shui?
CF: Mitarbeiter werden weniger krank, arbeiten konzentrierter und entspannter in einem Raum mit Feng Shui-Elementen. Übrigens, die meiste Jobsuche auf Online-Portalen findet montags, nach einem Wochenende, statt. Das sagt viel aus, finde ich. Manche Einstellung vieler Unternehmer und Führungskräfte ist einfach falsch, was den Komfort betrifft. Abgesehen von den gesetzlichen Vorgaben, wie ein Arbeitsplatz auszusehen hat, spielen viele Faktoren eine Rolle. Es braucht keine teuren Büromöbel oder kostspielige bauliche Umbauten, um Harmonie herzustellen.
Oftmals reicht ein Umräumen bestehender Arbeitsplätze, etwas mehr Farbe, Formen und Bilder aus, um das Potential des Mitarbeiters zu fördern. Nachhaltigkeit ist mir auch sehr wichtig. Es muss nicht immer neu sein, um gut zu sein. Die persönliche Arbeitsplatzgestaltung und der Geschmack werden ebenfalls miteinbezogen. Keiner muss befürchten, dass der geliebte Kuschelteddy nun in die Schublade muss. Auch sogenannte Mitarbeiter-Inseln, Bereiche, in die sie sich zurückziehen können, um konzentrierter zu arbeiten oder brainstormen möchten, kann ich empfehlen.
SCHiCK: Feng Shui-BeraterInnen gibt es ja mittlerweile einige. Was ist denn dein Alleinstellungsmerkmal?
CF: Mein Brand ist meine Einstellung zu dem Thema. Feng Shui bedeutet für mich in erster Linie die Harmonie zwischen Raum und Mensch. Ich weiß, was ein Mensch, der acht bis zehn Stunden am Tag an seinem Arbeitsplatz sitzt, braucht, um gesund und leistungsstark zu bleiben. Im Vordergrund steht der Nutzen für alle Beteiligten. Wenn ein Mitarbeiter gerne zur Arbeit geht und nicht k.o. heimgeht, kommt er auch gerne wieder und ist bereit, Leistung zu erbringen.
„Mein Alleinstellungsmerkmal ist meine nüchterne Einstellung zu dem Thema.“
SCHiCK: Was empfiehlst du unseren LeserInnen im privaten Bereich?
CF: Grundsätzlich empfehle ich ihnen, (lacht) mich einfach mal anzurufen zu einem unverbindlichen Gespräch. Es gibt viele Bücher, aber die goldenen drei Regeln wären:
- Wie ordentlich oder unordentlich ist der Raum eigentlich? Ein Grundstein ist Ordnung – und mit Ausmisten in der Wohnung ist schon sehr viel getan. Folgende Fragen können helfen: habe ich Rückzugsbereiche in meiner Wohnung? Wenn nicht, unbedingt schaffen. Wie gut schlafe ich? Bin ich morgens ausgeschlafen und habe eine guten Energiepegel oder eine schlaflose Nacht?
- Räume schaffen für das, was mir wichtig ist. Wenn es um das Thema Partnersuche geht, betrachtet man mal seine Wohnung, ob ein Partner überhaupt Platz fände. Wenn nicht, sollte schleunigst Platz gemacht werden. z.B. im Badezimmer oder im heißgeliebten Schrankraum. Bei vielen „unfreiwilligen“ Singles hat ja ein anderer Mensch manchmal gar keinen Platz.
- Bei Geld ist das Element Wasser wichtig. Wenn ich Interesse daran habe, Geld zu verdienen, ist ein Zimmerbrunnen oder ein Krug mit einer Wasserpumpe und nett dekoriert wirksam.
SCHiCK: Liebe Christina, vielen Dank für das feine Frühstück und das Interview. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und werde, wenn ich darf, in ein paar Monaten mal nachfragen, wie es dir so geht mit deinem Unternehmen.
Weitere Informationen oder einen Termin zu einem unverbindlichen ersten Gespräch könnt ihr auf Christina’s Homepage finden: