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Nach sechs Jahren Wartezeit meldete sich mit Mafia 3 eines der beliebtesten Open World/Action-Franchises zurück, und die Erwartungshaltung war enorm. Wie Mafia 3 im fast schon zwingenden Vergleich mit GTA V abschneidet, lest ihr hier. Nur soviel vorab: es ist kein Vergleich.

Erst mal muss sich ja jedes Spiel dieser Art den virtuellen Schwanzvergleich unterziehen: wie groß ist die Map? Das quadratkilometerweise Hochrüsten scheint die Spieler auch wirklich zu interessieren, so wie in populärwissenschaftlichen Artikeln oft in Fußballfeldern oder Badewannen metaphorisert wird, sind es hier Einheiten wie Red Dead Redemption oder eben GTA V, in denen die Größe einer Map – denn größer ist besser – bewertet wird.  Im Fall von Mafia 3 ist das ein wenig schwierig zu beurteilen, da aufgrund der Charakteristik der Stadt New Bordeaux weniger tatsächliche Fläche, aber aufgrund der nötigen Umwege um Sümpfe und Kanäle die gefühlte Zeit von A nach B immer etwas länger dauert als über Stadtautobahnen in GTA V. New Bordeaux, das verhält sich zu New Orleans wie Los Santos zu Los Angeles, hier wurde die Südstaatenmetropole in Louisiana ebenso aufmerksam zitiert. So weit also zum räumlichen Setting.

Wir befinden uns im Jahr 1968, die USA sind im Umbruch. Rassenpolitik, Drogen, Spionage, eine explodierende Musikszene und über allem der Albtraum des Vietnamkrieges. Der kleinkriminelle, farbige Vietnamveteran Lincoln Clay kommt zurück in seine Heimatstadt und sucht wieder Anschluss in seiner ehemaligen schwarzen Gangster-Clique. Haitianische Gangs und die italienische Mafia kämpfen jedoch mit allen Mitteln um die Vorherrschaft in der Stadt, und schnell endet Lincoln als vermeintlich Toter nach einem geglückten Coup und Verrat durch die Italiener auf einem persönlichen Rachefeldzug, um den Tod seiner Freunde mit der Ausradierung der italienischen Mafia zu vergelten. Kleinweise ringt er den Gegnern einen Bezirk nach dem anderen ab, um sie gemeinsam mit den nunmehr verbündeten Haitianern oder Iren zu bewirtschaften und somit die Italiener zu schwächen, um letztendlich die verantwortlichen Sal Marcano und seinen Sohn Giorgi zu töten. Das ist die Rahmenhandlung.

Mit guter Grafik und jede Menge Platz zu erkunden sowie unzähligen Nebenmissionen spielt sich Mafia 3 wirklich sehr gut und auch ähnlich wie vergleichbare Titel und seine Vorgänger. Was besonders hervorsticht ist die relativ harsche Darstellung der sozialen Spannungen und teilweise Verelendung der nicht-weißen Bevölkerung als Folge der jahrzehntelangen Segregation, ebenso der ethnische Schmelztiegel im karibischen Teil der USA. Das Voiceacting ist hervorragend, eine Vielzahl an Dialekten und Spracheigenarten gibt äußerst authentisch die typischen Eigenarten der kreolischen, schwarzen, irischen, italienischen und weißen Bevölkerung wieder. A propos Ton: das wohl beeindruckendste Feature an Mafia ist der umwerfende Soundtrack, der sorgfältig kuratierte 101 Songs aus der Zeit beinhaltet – und zwar in Originalversion! Sam & Dave, Rolling Stones, Jefferson Airplane, The Supremes und viele mehr lassen sich im Autoradio auf verschiedenen Stationen empfangen oder werden als szenische Untermalung eingesetzt. Die typischen kurzen Regenstürme und jedes mal erhebende Sonnenauf- und untergänge über den Bayou runden die Stimmung sehr schön ab. Dennoch wird man oft das Gefühl nicht los, dass weite Teile der Stadt sehr generisch konstruiert wurden und auch topografische Abwechslung wie in GTA V oder dem flächenmäßigen Primus Just Cause 3 missen lassen. Aber trotzdem, das Cruisen in amerikanischen Straßenkreuzern (mit authentisch furchtbarem Fahrverhalten) zum wirklich tollen Soundtrack entschädigt einen dafür sehr.

Kann Mafia 3 aber im direkten Vergleich – der eigentlich gar nicht zulässig ist – mit GTA V mithalten? Jein. Denn der direkte Vergleich ist gar nicht möglich. GTA V versteht sich ja über weite Teile als beißende Satire auf die Jetztzeit, die Verunglimpfungen von Markennamen, grell überzeichnete Stereotype und vor allem die ätzende Gesellschaftskritik sind ja der eigentliche Star in Los Santos, die Rahmenhandlung nur das Vehikel. Dazu kommt ja noch die Aufsplittung des Spielers in drei Charaktere, von denen alleine schon der soziopathische Trevor jeden anderen Spielercharakter der letzten Jahre überstrahlt. Und letztlich hat man im Kalifornien der Jetztzeit einfach mehr Möglichkeiten, zusätzliche Elemente wie Handy, Kamera oder Internet in ein abwechslungsreiches Gameplay zu integrieren.

Was sich aber sehr wohl vergleichen lässt, ist Story und Spielmechanik, und da gerät Mafia 3 etwas ins Hintertreffen. Denn die ziemlich repetitive Abfolge der jeweiligen Missionen, um einen Bezirk und letztlich die Stadt zu erobern, wird bald ermüdend. Ähnlich wie bei beispielsweise Far Cry, wo man schnell in das oft langweilige Hamsterrad des Tierejagens und Sendemasteneroberns gerät – was mich beim vierten Teil dann auch nach zwei Dritteln des Spiels zum Abbruch gebracht hat – hat das ewige „Gegner schädigen, dann töten/zum kooperieren zwingen“ seine Längen. Trotz der gut gemachten Cutscenes (und hab ich den Spitzen-Soundtrack schon erwähnt?) ist auch die Handlung sehr linear, Lincoln als Leadcharakter etwas zu hölzern und die Mitwirkung der meisten NPCs oft recht pathetisch.

Mafia 3 ist also durchaus gelungener Spielspaß und überzeugt vor allem durch das authentische Setting im Süden der USA Ende der Sechziger, hat aber gerade deswegen gewisse Limitierungen hinsichtlich Gameplay, Mapdesign und Handlungsspektrum. Wer ein im Vergleich zu GTA wesentlich ernsteres und in gewisser Weise dreckigeres Spiel sucht, ist hier aber goldrichtig.

mafiagame.com
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