Nach 13 Jahren war es soweit: Mariah Carey landete auf österreichischem Boden, um ihre Fans in Wien nach mehr als einem Jahrzehnt Abstinenz mit ihren größten Hits zu beglücken. Rund 3500 Personen zahlten für ein luxuriöses, doch vor Ort spürbar unpersönliches Stelldichein in der Wiener Stadthalle.
Wer denkt, dass ein Popstar die ganze Halle füllen kann, irrt, denn überall hingen im Falle von Popikone Mariah Carey schwarze Vorhänge, Sitze waren nicht belegt, und die erste Reihe bestand aus gerade mal einer Handvoll Fans, die für ihren Star ein kleines Vermögen hingeblättert hatten. Diese wurden streng bewacht, damit sich ja keine Menschenseele traute, auch nur in die Nähe der Nobelreihe zu kommen. Wer nur mit einem kleineren Budget die Show genießen wollte, durfte in der Mitte der Stadthalle oder ganz hinten mit einem Fernrohr Platz nehmen. Hohe Preise, hohe Qualität, so nimmt Fan an. Die Presse durfte genauso nur ab der Mitte der Stadthalle ihr Glück mit den Telezoom-Objektiven versuchen, hüpfend, springend und zwischen Köpfen hindurchlugend.
20 Minuten Verzögerung, es hieß, Mariah’s Privatjet hätte sich verspätet. Dann war es aber endlich soweit, ohne Vorband und Vorankündigung wurden zunächst Mariah’s Initialen am Bühnenvorhang projiziert. Auf einer Sänfte hereingetragen, wurde eine in einem weißen Glitzerbody eingehüllte Pop-Queen mit Gold-Mikrofon endlich Protagonistin der internationalen Bühne der Wiener Stadthalle. Die Menge tobte und erhob sich, was eine gute Fotoaufnahme fast unmöglich machte.
Bei „My All“ (viertes Lied) mussten dann auch Pressefotografen ihre Plätze einnehmen. Alle Hoffnungen, dass das Konzert endlich einschlägt, wurden zerstört. In einem raschen Zeitraffertempo wurden ihre größten Hits im Ein-Minuten-Takt, wie ein Medley, vorgetragen und innerhalb von 80 Minuten fünf bis sechs Outfits gewechselt. Ihre musikalischen Werke wurden mit einer beeindruckenden Lichtershow und Videosequenzen, passend zu den einzelnen Songs, in Szene gesetzt. Die Bühnenwand verwandelte sich in einen Hollywood-Schminktisch, worin die zur Musik passenden Videos zu sehen waren. „I´ll be there“ von „The Jackson 5“ zeigte den jungen Michael Jackson im Hintergrund, während Mariah ein Duett mit einem unbekannten Interpreten trällerte. Mit halbnackten Tänzern, die an jeder Ecke wie Pseudomodels wirkten, schien die 46-jährige regelrecht aufzublühen. Ein freiwilliges Opfer aus dem Publikum wurde auf die Bühne geholt, das auf einem Sessel mit verbundenen Augen seinem Schicksal ins Auge sehen musste. Diese Person wurde letztendlich nicht von der Diva, sondern von ihren Tänzern angetanzt – fraglich, wieviel wohl dafür abgecasht wurde, um diese Ehre erleben zu dürfen. Mariah’s blonde, lange Haare wehten wie in einem Bollywood-Film, und ihre fast 20cm hohen Absätze schienen sie fliegen zu lassen. Allerdings weg von der Bühne, wäre da nicht noch ihr fetter Diamant-Verlobungsring, der sie am Boden gehalten hätte.
Die Band wurde von ihrem Gastsänger vorgestellt, während Mariah sich umzog, und nun zum ersten Mal während der gesamten Show kam endlich die typische und lang ersehnte Gänsehautstimmung auf. Das „Believe“-Video mit Whitney Houston ließ das Publikum erstarren. Perfekt synchron zum Video sang Mariah das Duett, als wäre ihre Soulpartnerin mit ihr auf der Bühne. „There´s a hero, if you look inside your heart,..“ endlich kam der Song, der in jeder Karaokenacht den Ton angibt. Als Einleitung erklärte sie, dass sie eigentlich das Lied für sich selber geschrieben habe, es aber erfreulicherweise auch all ihren Fans als Lebensstütze dient, weil es tröstet und motiviert. Durch ihren scheinbar vollgepackten Zeitplan verabschiedete sich der Star von ihren Fans, ganz ohne Zugabe, auch ohne Phil Collins‘ „Against all odds“, auf dessen Performance die Zeitzeugen des Konzertabends gewartet hatten.
Alles in allem ein stimmlich und akustisch perfekt inszenierter Schnulzenauftritt, in der meines Erachtens nach der Funke nicht überspringen wollte. Selbst dies ist eine Erfahrung, die jedes Kind der 90er Jahre persönlich erleben sollte, sei es auch nur, um Erinnerungen an eine längst vergangene Ära einer einst legitimen Diva aufleben zu lassen.
KÜNSTLER WEBSITE: www.mariahcarey.com
FACEBOOK: facebook.com/mariahcarey
LOCATION-WEBSITE: www.stadthalle.com
TOURDATEN
23.04. Amsterdam, Niederlande
26.04. Cape Town, Südafrika
29.04. Durban, Südafrika
01.05. Johannesburg, Südafrika
02.05. Johannesburg, Südafrika
07.06. Las Vegas