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 Mit „Menschen im Hotel“ von Vicki Baum bestreiten die Kammerspiele der Josefstadt die letzte Premiere der Saison. Die geschickte Bühnenbearbeitung von Anna Bergmann und die Regie von Cesare Lievi schaffen es nicht immer, den Zuseher zu fesseln und mit den Akteuren mitzuleben.

Manfred Cobyn
© Manfred Cobyn

Berlin in den goldenen 20er Jahren. In einem Luxushotel treffen die unterschiedlichsten Charaktere zusammen, die zu Beginn in fliegendem Wechsel an der Rezeption erscheinen. Der todkranke Herr Kringelein, ein unterer Angestellter des Generaldirektors  Preysing, versucht ein Zimmer zu bekommen, was ihm zuerst aufgrund seines Auftretens verweigert wird. Der verarmte Baron von Gaigern, welcher sich als Trickbetrüger und Fassadenkletterer sein Geld erwirtschaftet, inspiziert die Lage und stößt auf die junge, bildschöne Sekretärin Flämmchen, auf die fast sämtliche männliche Charaktere im Laufe des Stückes ein Auge werfen werden. Dr. Otternschlag, ein morphiumsüchtiger und vereinsamter Dauermieter, fragt mit leidender, durch eine Kriegsverletzung entstellter Miene mehrmals, ob nicht ein Telegramm oder Brief für ihn angekommen sei.

Manfred Cobyn
© Manfred Cobyn
 Manfred Cobyn
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Das ganze Hotel erwartet die Ankunft der alternden Ballettdiva Gusinskaja, die in der nächsten Szene mit ihrer engsten Vertrauten, dem Dienstmädchen Suzette (Marianne Nentwich), sich hysterisch und depressiv auf den kommenden Auftritt vorbereitet. Generaldirektor Preysing (souverän dargestellt von Heribert Sasse), befindet sich geschäftlich im Hotel und verschaut sich sofort hoffnungslos in Flämmchen, die Sekretärin seines Anwaltes (Alexander Strobele). Eine wunderbare Diktierszene zwischen Flämmchen und Preysing zeigt die pubertierende Unbeholfenheit des sonst beinharten Wirtschaftsmagnaten der Sekretärin (bezaubernd – Silvia Meisterle) gegenüber. Nach ihrem Auftritt vor einem fast leeren Zuschauerraum bricht die Diva Grusinskaja (berührend – Sona MacDonald) die Vorstellung ab und begibt sich auf ihr Zimmer, wo sie den Baron von Gaigern (Raphael von Bargen) überrascht, wie er gerade ihren Schmuck entwenden will.

Manfred Cobyn
© Manfred Cobyn

Raphael von Bargen gibt gekonnt den smarten und redegewandten Baron, der es schafft, Grusinskaja davon zu überzeugen, ein glühender Verehrer zu sein, und schließlich mit ihr die Nacht verbringt. Die von Hotelpagen mit Spots beleuchtete Szene durchbricht die Wand des Privaten und die Liebenden beschließen, gemeinsam zu verschwinden. Da der von Gläubigern verfolgte Baron irgendwie sein Portemonnaie füllen muss, freundet er sich mit Kringelein (herausragend – Siegfried Walther) an. Man beschließt, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen und landet schließlich am Tanzparkett. Nach Kringeleins Tanz mit der schönen Flämmchen wird er von dem eifersüchtigen Generaldirektor Preysing gekündigt und erleidet, durch seine Krankheit bedingt, einen Zusammenbruch.

Man eilt zu Dr. Otternschlag, der Kringelein mit einer Morphiumspritze behandelt und verhindert, dass dem kleinen Angestellten sein mühsam Erspartes von dem Baron gestohlen wird. Alexander Waechter als Dr. Otternschlag schafft es, durch seine großartige schauspielerische Leistung jedem seiner Sätze eine Tiefe zu verleihen, die den Zuseher in seinen Bann zieht. Baron von Gaigern sieht schön langsam seine Felle davonschwimmen und versucht sein Diebesglück bei dem reichen Generaldirektor Preysing, der ihn in einem Handgemenge tötet. Preysing hofft auf die positive Zeugenaussage seines Angestellten Kringelein, der ihm diese verweigert und gleichzeitig gehörig die Meinung sagt. Von seinem Auftreten beeindruckt verliebt sich Flämmchen in Kringelein. Sie sind auch die einzigen Charaktere, für die sich alles zum Guten wendet.

Der Regisseur Cesare Lievi verstrickt sich immer wieder in Regieeinfällen und schafft es nicht, durchgehend lebensnahe Situationen zu kreieren. Dem grandiosen Ensemble ist es zu verdanken, dass man sich immer wieder in Freud und Leid der Charaktere hineinfühlen kann. Ein Abend großartigen Schauspieler-Theaters an den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt.

Besetzung

Regie
Cesare Lievi

Bühnenbild
Maurizio Balò

Kostüme
Birgit Hutter

Dramaturgie
Barbara Nowotny

Licht
Emmerich Steigberger

Grusinskaja
Sona MacDonald

Flämmchen
Silvia Meisterle

Kringelein
Siegfried Walther

Baron von Gaigern
Raphael von Bargen

Generaldirektor Preysing
Heribert Sasse

Dr. Otternschlag
Alexander Waechter

Suzette
Marianne Nentwich

Justizrat Zinnowitz
Alexander Strobele

Chauffeur
Alexander Absenger

Pagen
Robert Hager, Gregor Kronthaler, Borys Sokol, Manuel Waitz

www.josefstadt.org

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