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Regisseur Tobias Schilling hat geschafft, was nur einigen Wenigen hierzulande gelingt: Einen Theaterabend der Superlative. Mit seiner Inszenierung von Aldous Huxley’s „Schöne Neue Welt“ brachte er am 17.Mai, auch Dank der herausragenden Schauspieler, einen dystopisch verstörend und brandaktuellen Roman auf die Bühne des Wiener OFF Theater.

„Alpha-Kinder tragen Weiß. Sie arbeiten viel härter als wir, denn sie sind schrecklich schlau. Ich bin fürchterlich froh, dass ich ein Beta bin, denn ich muss nicht so hart arbeiten. Und immerhin sind wir viel besser als Gammas oder Deltas. Gammas sind dumm. (…) Und Epsilons sind sogar noch schlimmer. Die sind so dumm, können nicht mal lesen oder schreiben. Aber auch Epsilons sind nützlich.“

 Zugegeben, ich bin ein eingefleischter Josefstadt-Anhänger. Wiens Off-Theater faszinieren mich aber nicht minder. Sie sind ein essentiell wichtiger Bestandteil unserer heimischen Theaterkultur. Immer wieder bin ich erstaunt, was kleine Bühnen alles leisten. Was aber gestern Abend im Wiener „OFF Theater“ präsentiert wurde, war ganz und gar von einer anderen Welt. Regisseur Tobias Schilling hob mit seiner Bühnenversion von Aldous Huxleys dystopischen Roman von 1932 ungelogen das heimische Theater auf ein vollkommen neues Niveau.

Auch wer den ewig aktuellen Zukunftsroman zu Schulzeiten nicht gelesen hat, taucht Dank der herausragenden schauspielerischen Leistung des Ensembles schon nach kürzester Zeit mit Haut und Haar in die perfekt konditionierte Welt Huxleys ein. In dieser „Schönen neuen Welt“ existieren weder Krankheit, noch politische Auseinandersetzungen, Kriege, Hungersnot, noch Siechtum im Greisenalter. Hier scheinen alle glücklich. Genau! „Scheinen!“ Denn kann man überhaupt glücklich sein ohne den eigenen, freien Willen? Ein sogenannter“Wilder“ (Marius Zernatto), (weil in der freien Natur gezeugt, geboren und aufgewachsen), führt der bis zur vollkommenen Selbstaufgabe konditionierten Spaß-Gesellschaft vor, was für ihn (und wohl uns alle) Glück bedeutet und warum es so wichtig ist, zu leiden, zu lieben, zu erleben und letztendlich auch zu sterben.

Spätestens seit dem Österreichischen Film „Life Guidance“ mit Fritz Karl wissen wir, worauf wir höchstwahrscheinlich zusteuern, wenn wir uns nicht ohnehin schon mittendrin befinden. In eine in Kasten gegliederte Gesellschaft (hier unterteilt in Alphas, Betas, Gammas, Deltas und Epsilons), die Menschen nur noch künstlich produziert und von frühestem Kindesalter an konditioniert. Muttersein ist hier obszön. Mit nur einem Mann zu schlafen höchst verwerflich. Alles, was Menschsein ausmacht, wird hier strikt unterbunden. Liebe? Altmodisch und unerwünscht. Poesie und Wissenschaft ebenso.

Diese Indoktrination existiert nicht nur in dieser „schönen neuen Welt“. Sie hat längst begonnen – so sehr wir es auch verdrängen wollen. So sehr wir es auch um jeden Preis bekämpfen wollen. Die Technik beherrscht uns mehr denn je. Individualität wird gläsern und somit zerbrechlich. Unsere persönliche Freiheit mehr und mehr beschränkt. Aber genau diese Freiheit macht uns ja erst zum Menschen.

Das Ensemble distrACT, gegründet von Tobias Schilling, Marius Zernatto und Magdalena Mikesch, ist ein intellektuell, künstlerisch und menschlich perfekt zusammengewürfeltes Ensemble. Hier arbeiten Menschen, die durch und durch Künstler sind, aufs Menschsein aber nie vergessen. Kein Wunder also, dass diese Inszenierung ein derart großer Erfolg werden musste.

Generell muss man sagen, dass hier alles stimmig ist. Es gibt kein einzig schwaches Glied in dieser Ensemblekette. Jeder gibt hier 200 Prozent, jeder spielt am Punkt und mit einer Leidenschaft, die bis in die letzten Reihen zu spüren ist. Für Gänsehaut-Momente sorgen dennoch Marius Zernatto (als „Wilder“ John Savage) in seinem Zusammenspiel mit Magdalena Mikesch (als Lenina Crowne). Hier stimmt die Chemie bis ins kleinste Detail. Das Spiel ist derart authentisch und kraftvoll, dass man am liebsten aufspringen und laut „Bravo“ rufen möchte.

Alexander E. Fennon in der Rolle des Mustafa Mond sorgt für Amusement und Gänsehaut. Seine Person ist so perfide, so gewifft, so manipulativ und doch gewinnend, dass man ihn einfach mögen muss. Eines der weiteren Highlights des Abends ist mit Sicherheit die „Shakespeare-Szene“ zwischen Adel Karisik (als Helmholtz Watson) und Marius Zernatto. Selten hat man Shakespeare so frisch und ungespielt gesehen. Die beiden leben Shakespeare mit  jedem einzelnen Wort.

Beeindruckend auch Sebastian von Malfèr in der Rolle des Bernhard Marx. Der Blick in seinen Augen spricht Bände. Ein Vollblut-Schauspieler durch und durch. Berührend und zutiefst authentisch auch Elisabeth Pink in der Rolle der „wilden“ Mutter Kinda Savage. Für die musikalische Leitung zeichnet der große Christian Brandauer verantwortlich. Bühne und Lichtdesign wurden übrigens auch von Tobias Schilling (Licht: Markus Klocker), Marius Zernatto und Magdalena Mikesch gestaltet. Die Kostüme von Melanie Dedlmar: Filmreif!

Eines ist sicher: Von diesen jungen Helden wird man noch einiges sehen und hören. Müssen! Denn diese Hingabe und Leidenschaft für den Beruf ist ansteckend. Ich bin infiziert und kann es jedem nur von ganzem Herzen empfehlen. Wer es nicht sieht, ist selber schuld!

FAZIT:
Ein durch und durch gelungener, fesselnder und trotz aller Tragik höchst amüsanter Theaterabend mit Tiefgang. <
PRÄDIKAT:
HÖCHST SEHENSWERT!

PREMIERE: 17. Mai 2O18

WEITERE VORSTELLUNGEN 2018:
18.,19. Mai, 1., 5. ,6. ,8. Juni
jeweils 20:00

BESETZUNG

REGIE/ LICHTDESIGN
Tobias Schilling

BÜHNENBILD
Tobias Schilling, Marius Zernetto, Magdalena Mikesch

KOSTÜME
Melanie Dedlmar

MUSIK
Christian Brandauer

GESAMTLEITUNG
Tobias Schilling, Marius Zernatto, Magdalena Mikesch

LICHT & TECHNIK
Markus Klocker


JOHN SAVAGE: Marius Zernatto
LINDA SAVAGE: Elisabeth Pink
 LENINA CROWE: Magdalena Mikesch
BERNHARD MARX: Sebastian von Malfèr
MUSTAFA MOND: Alexander E. Fennon
 HELMHOLTZ WATSON: Adel Karisik
FANNY CROWNE: Julia Sailer

HENRY FOSTER: Raoul Rettberg
ENSEMBLE: Patrick Molnar, Alduin Gazquez

 

OFF THEATER WIEN
Kirchengasse 41
1070 Wien

WEBSITE: www.off-theater.at
FACEBOOK: www.facebook.com/das.off.theater

FACEBOOK ENSEMBLE distrACT: www.facebook.com/ensembledistract
KARTEN: info.distract@gmail.com

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