SCHiCK im INTERVIEW mit DREW SARICH
Zwischen Rocky, Ché und Familie
Eine Musicalszene ohne Drew Sarich kann man sich, zumindest im deutschsprachigen Raum, inzwischen beinahe nicht mehr vorstellen. Begeistert er doch das Publikum seit mittlerweile 20 Jahren in den unterschiedlichsten Rollen. Nachdem er ganze 750 Mal als Rocky, im gleichnamigen Stück von Stephen Flaherty, das Publikum dank vollstem Körpereinsatz zum Staunen brachte, ist er seit 09. März 2016 als Ché in Andrew Lloyd Webbers Evita zu sehen. Doch die Musicalbühne alleine reicht Drew Sarich schon lange nicht mehr aus, weshalb Musik zu seiner zweiten professionellen Leidenschaft wurde. Samt seinem neuen Album „Let him go“ sowie dem Endwerk Orchester ist Sarich am 05. Jänner 2017 auch live im Wiener Stadtsaal zu sehen.
Man könnte behaupten, die sagenhafte Karriere von Drew Sarich ist einem Zufall zu verdanken. Im Alter von 10 Jahren wurde er nämlich von seinen Eltern in das Musicalstück Les Miserables „geschleppt“. Dass die Freude darüber anfangs nicht gerade groß war, gleich aus heutiger Sicht purer Ironie. Doch am Ende des Stücks war sein Lebensweg, sein großes Ziel klar – er wollte auf die Bühne und diesen Traum hat er sich erfüllt. Nach dem Musik-, Schauspiel- und Tanzstudium am Boston College zog es Sarich nach New York, wo er quasi mit seiner Ankunft breits als Background-Sänger für Liza Minnellis Tournee engagiert wurde. Das Angebot für die Hauptrolle im Disney-Musical „Der Glöckner von Notre Dame“ brachte ihn 1999 nach Berlin. Und obwohl er bereits in der halben Welt herum getourt war, sollte Wien sein Hauptwohnsitz werden und bis heute bleiben. Zusammen mit seiner Frau Ann Mandrella, ebenfalls Musicaldarstellerin und den beiden Zwillingen führt das schauspielerische Chamäleon zumindest abseits der Bühnen dieser Welt ein völlig normales Leben. Irgendwo zwischen dem Illunsionscharakter der Musicals und dem privaten Elterndasein, dürfte es wohl durchaus verständlich sein, dass man auch mal Zeit für sich braucht. Diese Form der Selbstfindung, bzw. der Rückbesinnung erreicht Sarich durch seine Musik – ganz privat ohne dabei eine Figur zu verkörpern. Eine faszinierende Mischung aus maharishi Elementen und vielen Blasinstrumenten, gepaart mit tiefgründigen und vor allem ehrlichen Lyrics. Sein aktuelles Album „Let him go“ ist als Soundtrack to a Roadmovie zu verstehen, welches sich in einer beinahe autobiografischen Manier seine Gedanken und Sehnsüchte hörbar macht. Denn darauf findet sich eine bunte Mischung an Songs, welche auf eine bestimmte Weise alle einen gemeinsamen Hintergrund haben. Geschichten über Aufbrüche, neue Erfahrungen, über das Losreißen aus festgefahrenen Situationen mithilfe eines auditiven Roadtrips durch die USA. Wobei es mehr die Route 66 in Richtung Balkan ist, was im Grund den Heimatländern von Sarich und seinem Kollegen Titus Vadon zu verdanken ist. Weshalb die Straße der Träume nun irgendwo zwischen St. Louis, Missouri und Ungarn verlagert wurde. SCHiCK traf den charmanten Musicaldarsteller zum Gespräch im Ronacher.
SCHiCK im Interview mit Drew Sarich
SCHiCK: Lieber Drew du bist aktuell noch als Che in Evita zu sehen.
Macht es dir nach wie vor Spaß?
Drew Sarich: Ja absolut. Ich kenne das Stück, seit meiner Kindheit und bin praktisch damit aufgewachsen. Außerdem ist es sehr erwachsenes Stück, was ich besonders interessant finde. Die deutsch-österreichische Theatereinstellung zu Musicals ist, im Vergleich zu Amerika, ja eher etwas belächelnd. Meiner Meinung nach werden Musicals zu wenig ernst genommen oder nur als Familienunterhaltung wahrgenommen. In Amerika ist Musical-Theater Teil der Kultur, völlig egal ob gesprochen, gesungen oder getanzt wird. Hauptsache es hat eine Aussage!
SCHiCK: Stücke wie Evita sind vor allem heutzutage gesellschaftlich relevant. Bist du der Meinung, dass das Publikum noch immer aus solchen Werken lernen kann?
Drew Sarich: Evita ist heute aktueller denn je. Es ist ein Stück über Poplismus, was ist sehr spannend finde. Meine Rolle ist dabei zum Glück eine, die sich sehr schnell mit dem Publikum anfreunden kann, weil ich schon zu Beginn auf die Bühne gehe und behaupte einer anderer Meinung zu sein. Ich halte allerdings wenig von Stücken die predigen. Unser Job ist letztendlich die Unterhaltung und wenn wir dadurch eine Botschaft rüberbringen können, ist es ein Genuss. In erster Linie möchte ich eine Geschichte hören, deshalb war ich als Kind auch so begeistert von Les Miserables. Dieses Phänomen, das tausende Menschen eine kollektive emotionelle Reaktion erleben, ist für mich wie Magie und der Grund warum ist das alles mache.
SCHiCK: Stimmt es dass deine Kampfszenen in Rocky full contact waren?
Drew Sarich: Ja das war allerdings full contact. Ich habe pro Abend etwa 44 Mal eine in die Fresse bekommen.
SCHiCK: Okay, dass muss man auch irgendwo wollen oder?
Drew Sarich: (Lacht) Nun ja, ich weiß nicht ob ich das unbedingt wollte. Ich habe einfach nicht damit gerechnet. Außerdem hatte ich zu Beginn absolut keine keine Ahnung von Boxen. Sport war einfach nicht Teil meines Lebens. Ich wurde dann aber nach London geschickt um mit dem Boxchoreografen zu trainieren und daraufhin wurde ich ich Boxsüchtig. Ich fing sogar an Kämpfe auf YouTube zu schauen. Es hat tatsächlich mein Leben verändert und dazu geführt, dass ich meine Verletzungen, darunter zwei Nasenbrüche, mit Stolz getragen habe.
SCHiCK: War mit der Nase auch das Vertrauen zum Schauspielkollegen gebrochen?
Drew Sarich: Nein, das war ja nicht seine Schuld. Wir haben ein System mit Zweitbesetzungen und ich hatte den Kampf zusammen mit meinem Partner entwickelt. Solange ich also genau weiß was passiert, kann ich mich darauf einstellen. Dennoch musste an zwei Abenden die Zweitbesetzung einspringen, die eben nicht jeden Tag auf der Bühne steht und dann ging es leider schief. Aber es war trotzdem cool, nur meine Frau war meist nicht so begeistert.
SCHiCK: In Evita ist es ja ebenso full contatct, nur mit dem Publikum. Du springst den Zusehern im wahrst Sinne an den Hals. Gab es da schon mal lustige Zwischenfälle?
Drew Sarich: Es gibt Menschen, die sich ihre Plätze schon extra so aussuchen, dass sie etwas Liebe von mir bekommen. Wir haben seit neuestem Bistrotische zwischen denen ich hindurch gehe und dann aus den Gläsern der Besucher trinke. Ebenso gibt es die „Lapdance Plätze“, wo ich mich einfach auf jemanden drauf setzte. Unteranderem auch auf den deutschen Aussenminister Steinmeier. Bislang ist jedoch alles immer glimpflich ausgegangen, obwohl ich auch schon mal weggeschubst wurde. Es ist eben immer noch Live Theater.
SCHiCK: In Evita spiet du die Rolle des Che, der ja so etwas wie eine Erzählerfigur ist und ein bisschen über den Dingen steht – hattest du schon einmal eine Rolle mit einer derart nahen Beziehung zum Publikum?
Drew Sarich: Ich habe eine Zeit lang Improvisationstheater gespielt, wo das Publikum ein Teil der Show ist. Da lernt man sehr schnell wie man mit dem Publikum umgehen muss, um es einerseits zu faszinieren, aber es ebenso einzubeziehen ohne dabei abschreckend zu wirken. In Wien habe ich beispielsweise in Hair gespielt, wo ich meine Hose ausziehen musste und dann das Publikum um etwas Kleingeld bitten musste. Da habe ich im wahrsten Sinne alles bekommen, von Unterwäsche bis hin zu Joints. Es ist ein Spiel mit gewissen Regeln und die müssen wir klar setzten, ohne groß darüber zu reden.
SCHiCK: Du standest bereits sowohl mit deiner Tochter (in Evita) als auch deiner Frau in (Jekyll & Hyde) auf der Bühne. Gibt es einen heimlichen Traum einer family reunion on stage?
Drew Sarich: (Lacht) Nun ja, ich denke da müsste ich nochmal mit meinem Sohn sprechen. Er ist nämlich nicht so schauspielaffine, sondern möchte lieber hinter der Kamera stehen. Meine Tochter im Cast zu haben und als Kollegin zu sehen ist allerdings unglaublich aufregend. Mit meiner Frau zusammen auf der Bühne zu stehen, war ebenso genial. Nicht nur weil ich sie im Stück umbringen durfte. Wir sind im Grunde eine wirklich kreative Familie und freuen uns immer wieder über Projekte bei denen wir zusammenarbeiten können.
SCHiCK: Che ist eine Figur die zu Beginn des Stücks an der Kippe steht und nicht recht weiß wie und wohin. Bist du ein Mensch der mit beiden Beinen im Leben steht oder konntest du dich damit identifizieren?
Drew Sarich: Nein, gerade bei dieser Figur konnte ich mich super hinein fühlen. Ich hab dieses Gefühl in den letzten Jahren selbst immer erlebt. Das bemerke ich vor allem bei jungen Menschen immer häufiger, die den Glauben an das politische System verloren haben. Zudem ist Ché immer total aktiv, niemals reflexiv. Es ist vergleichbar mit Colbert und all diesen politischen Comdians, die ich so genial finde.
SCHiCK: Gib es eine spezielle Technik um als Schauspieler in eine neue Rolle zu finden? Drew Sarich: Ich kann nur sagen wie ich arbeite, aber ich schreibe unglaublich gerne Listen. Wenn ich eine Figur habe, will ich Farben, Tierbilder und Musik-Playlists zu dieser Rolle haben. Bei Tanz der Vampire habe ich mir beispielsweise Platten mit Horror-Punk im Stil der 80er Jahre gekauft. Das hat zwar nichts mit dem Stück zu tun, aber es hilft mir enorm mich mit der Figur auseinanderzusetzen.
SCHiCK: Das bedeutet, du wirst tatsächlich zu der jeweiligen Figur?
Drew Sarich: Ja ich hoffe doch.
SCHiCK: Auch im privaten Leben?
Drew Sarich: Nun ja bei Rocky wollte ich tatsächlich das Leben eines Boxers führen. Trainern, Essen, Schlafen und Abends die Show. Das war wahnsinnig einsam und extrem fad – aber eine coole Erfahrung
SCHiCK: Du hast dich ja im Rahmen von Rocky sogar selbst als Schauspieler in einer TV Serie gespielt. Wie war es für dich vor der Kamera zu stehen und dich selbst zu spielen?
Drew Sarich: Das war ziemlich schräg, weil ich immer eine Figur bauen wollte, jedoch immer die Anweisung bekam dass ich nur Drew bin. Daraufhin sagte ich meist dass ebenso schon Drew bin und der nicht so sonderlich spannend ist. In erster Linie war es aber lustig weil es viel mit der deutschsprachigen Vorstellung von einem Musicaldarsteller zu tun hatte. Was wir sagen, tun und wie wir miteinander umgehen. Es war aber auch das erste und einzige Mal, dass ich im TV spielen konnte. Als Musicaldarsteller und Ausländer ist es beinahe unmöglich. Weil viele glauben wir könnten nicht sprechen, sondern nur singen.
SCHiCK: Für die Schauspielerei muss man sich selbst zumindest für den Moment der Aufführung zurückzunehmen und immer wieder in neue Rollen hineinschlüpfen. Ist das Album also eine Art konträre Praktik um sich trotz der Vielzahl von Rollen treu zu bleiben?Drew Sarich: Musik ist für mich wie Malen. Es ist meditativ, weil es oftmals kein Ziel gibt. Schon mit 8 Jahren wurde mir klar, dass ich musikalisch viel besser kommunizieren kann, als über die normale Sprache. Musik war für mich daher immer eine Rettung. Hätte ich Musik nicht gehabt dann wäre meine Pubertät nicht so leicht gewesen. Darin habe ich mich gefunden. Singen war als Kind immer das Mittel, dass ich verwenden konnte um positive Aufmerksamkeit zu bekommen, weil ich wusste dass mir die Leute zuhörten.
SCHiCK: Dein neues Album „Let him go“ ist ja ein relativ autobiografisches Werk, wenn ich das mal so sagen darf, ist es als Musicaldarsteller, der schon so viele Rollen gespielt hat, eine Hürde plötzlich als private Person auf der Bühne zu stehen und über sein eigenes Leben zu singen?
Drew Sarich: Es ist vieles von mir drin, aber meine Inspiration holte ich mir aus einem meiner Lieblingsromane namens „Unterwegs“. Es handelt von einem Typen der sich auf einem Roadtripp selbst finden möchte. Praktisch eine große Reise um die Freiheit zu erleben. Sicherlich hängt dieses Thema auch stark mit meinem 40. Geburtstag zusammen, weil ich ein gewisses Fernweh entwickelte. Das war musikalisch gesehen das perfekte Sprungbrett. Ich liebe immer noch die Album Idee, bei der sich eine Geschichte durchzieht.
FACEBOOK: facebook.com/DrewSarich
TWITTER: twitter.com/dsarich
„Let Him Go“ – Drew Sarich und das Endwerk Orchester Live im Stadtsaal Wien
Datum: 05.01.2017
Uhrzeit: 20:00 Uhr
Location: Stadtsaal Wien
Mariahilfer Str. 81, 1060 Wien
WIR VERLOSEN
3×2 Karten für das Live Konzert am 05. Jänner 2017
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Die Gewinner werden telefonisch oder per Facebook-Nachricht verständigt!
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